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Fridays for future
Foto: pixabay / geralt

Fridays for future

Dr. Ansgar Wucherpfennig
Ein Beitrag von Dr. Ansgar Wucherpfennig, Jesuitenpater, Professor für Neues Testament an der Hochschule Sankt Georgen, Frankfurt
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Heute ist Freitag. Wie viele Schülerinnen und Schüler werden sich wohl heute wieder versammeln, um gemeinsam für einen wirkungsvolleren Schutz des Klimas zu protestieren? In Hessen und in den meisten Ländern Deutschlands sind Osterferien, aber Fridays for future gibt es inzwischen in vielen Städte weltweit: Brüssel in Belgien, Wellington in Neuseeland und natürlich Stockholm in Schweden sind nur einige. Am 20. August 2018, dem ersten Schultag nach den Sommerferien, hat Greta Thunberg in Schweden mit ihrem Schulstreik für den Klimaschutz begonnen. Die Schülerin mit den Zöpfen und dem mutigen Auftreten beeindruckt mich und auch ihre bewegte Geschichte mit Zeiten von Krankheit und Depression.

Sicher gibt es auch berechtigte Argumente gegen den Schulstreik: Schule ist nicht nur eine Pflicht, sondern entspricht auch einem Recht auf Bildung. Lässt sich daher Schule einfach bestreiken?

 Auf einem deutschen Banner habe ich gelesen: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr unsere Zukunft klaut.“ So der Protest der Schülerinnen und Schüler gegen die Erwachsenen, gegen meine Generation. Offenbar klappt bei dem Schutz der Umwelt eine ethische Solidaritätspflicht nicht, die selbstverständlich sein müsste. Eigentlich begründet Solidarität eine Verbundenheit, die über die eigene Generation mit anderen Generationen verbindet. Trotzdem scheint beim Klimaschutz oft zu gelten: Nach uns die Sintflut! Das ist schlimmster Zynismus, denn die Sintflut trifft nicht die, die sich jetzt gegen die Umwelt versündigen, sondern erst die kommenden Generationen. Ich habe den Verdacht: Der Schutz der Umwelt berührt auch mich einfach deshalb noch nicht genügend, weil ich mir denke, die Folgen der Umweltschäden werden mich und meine Generation nicht mehr betreffen. Wenn das so ist, bin ich einem schlimmen Generationen-Egoismus verfallen.

Mir kommt dazu noch etwas Anderes in den Sinn. Im Römerbrief schreibt Paulus (Röm 8,19–21): „Die Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Kinder Gottes. (…) Denn auch sie, die Schöpfung, soll von der Knechtschaft der Vergänglichkeit befreit werden zur Freiheit und zur Herrlichkeit der Kinder Gottes.“ Die ganze Schöpfung wird ein freies Gotteskind. Die Geschichte der Erde ist also nicht nur eine zwischen Gott und Mensch. Gott, Mensch und auch die nichtmenschliche Schöpfung sind in dieser Geschichte miteinander verbunden. Gott wird auch die nichtmenschliche Schöpfung befreien: Bäume, Felder, Wiesen, den Elefanten in Afrika wie die Meisen vor meinem Fenster. All das ist Gott so kostbar, dass Gott allem neues Leben schenkt. Das heißt doch: Auch mir soll die Erde und, was alles auf ihr lebt, kostbar sein, und zwar schon jetzt und heute. Was kann ich dafür tun, dass ich der Schöpfung nicht weiter schade? Freiwillig Tempo 120 auf der Autobahn schon jetzt und, so oft ich kann, das Auto stehen lassen. Endlich mal auf einen Coffee to go im Plastikbecher verzichten. Nicht von einem neuen Handy träumen, wo doch das alte eigentlich noch gut seinen Dienst tut. Viele weitere Ideen gibt es, und mindestens eine will ich mir vornehmen an diesem Freitag in der Osterwoche.

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