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Ein besonderes Geschenk
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Ein besonderes Geschenk

Till Martin Wisseler
Ein Beitrag von Till Martin Wisseler, Evangelischer Pfarrer, Langenselbold
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Elisabeth, die Oma meines Freundes hat mir ein Geschenk gemacht. Vor fast vierzig Jahren. Ich wusste lange Zeit gar nicht, dass es ein Geschenk war. Erst als ich genau darüber nachgedacht habe, habe ich es erkannt: Ein Geschenk, so besonders wie ein kleiner Kristall.

Das war so: Es war Winterzeit. Fast den ganzen Tag fuhr ich zusammen mit meinem Freund Schlitten. Was für ein Spaß. Dass dieser Tag nie ende, wünschten wir uns. Mit unstillbarer Kinderlust haben wir dann bei meinem Freund zu Hause gefragt, ob wir zusammen übernachten dürfen.

Heute weiß ich, was das heißt, ein Gastkind zu Besuch zu haben; erst recht, wenn viel los ist. Wenn dann so eine Frage kommt, will man gerne einen Termin ausmachen, weil es dann oder dann besser passt.

Elisabeth, die Oma meines Freundes, war da anders. Wir haben oben noch ein Bett frei war ihre Antwort.

Und was war das für ein Bett! Mit großen, schweren Federbetten, unter denen ich fast verschwunden bin. Aber die waren nötig, denn es gab im Schlafzimmer noch keine Heizung.

Wie ein Murmeltier habe ich in diesem Bett geschlafen. Bis der Wecker am Morgen klingelte. Das erste, was ich an diesem Morgen gesehen habe, war ein Eiskristall an der Fensterscheibe,

der sich über Nacht gebildete hatte. Und dann unten in der gut geheizten Küche den Frühstückstisch, voll gedeckt, mit einem warmen Kakao für jeden.

Alles für uns. Elisabeth hat sich um uns gekümmert, mit viel Liebe, bei all der Arbeit, die sie ohnehin hatte.

Sie hätte all das nicht tun müssen. Es gab schon genug, woran sie denken musste. Aber ganz spontan war sie gastfreundlich für mich da. Inzwischen weiß ich, dass das ein besonderes Geschenk war. Immer, wenn ich jetzt ein Eiskristall sehe, muss ich daran denken, an ihre besondere Gastfreundschaft.

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