Egal - das Unwort des Glaubens
Wir erleben eine Zeitenwende, sagt die Mehrheit der Deutschen in einer Umfrage (ntv.de Oktober 2021). Und meint damit nichts Gutes. Viele fürchten den Niedergang unseres Landes; vor allem wegen der Klimasorgen - und weil die Gesellschaft sich spaltet. Immer weniger nehmen Rücksicht, poltern dafür aber schnell los und schrecken auch vor Gewalt nicht zurück.
Ich verstehe die Sorgen und habe sie auch. Die Nerven liegen schneller blank, so kommt es mir vor. Ich verstehe auch die Menschen, die sich dann nur noch in ihre Wohnung zurückziehen und am liebsten nichts mehr hören wollen von Krise und Spaltung. Die Welt wird ihnen zu viel. Ich bleibe für mich, sagen sie in der Umfrage. Ich will mit alldem nichts mehr zu tun haben. Das ist verständlich.
Aber richtig ist es eher nicht. Es gibt nämlich auch Menschen, die einen anderen Weg wählen. Sie kümmern sich. Nicht gleich um die großen Fragen der Welt, aber um ihre Umgebung in der Nachbarschaft, in Dorf oder Stadtteil und in Vereinen. Die Welt um sie herum ist ihnen nicht egal. Das gefällt mir. Was ich gebe, kommt zu mir zurück, glaube ich. Ich werde denen nicht egal, um die ich mich sorge. Das ist so, sagt Jesus. Wer barmherzig ist mit anderen, wird auch Barmherzigkeit erleben. Ein Versprechen, das sich zu leben lohnt. "Egal" ist ein Unwort des Glaubens. Das bessere Wort heißt Fürsorge. Sie lohnt sich. Und wenn schon Zeitenwende, dann eine hin zur Zuwendung. Kein Mensch soll uns gleichgültig werden. Eine schöne Aufgabe.
