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Was Aufräumen so alles hervorbringt… (oder: die alte Stimmgabel)
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Was Aufräumen so alles hervorbringt… (oder: die alte Stimmgabel)

Monika Dittmann
Ein Beitrag von Monika Dittmann, Katholische Seelsorgerin im Altenheim, Flörsheim am Main

Ich habe aufgeräumt. Alte Taschen geleert aus meiner Zeit als Chorleiterin  und Kinderchorleiterin. Dabei habe ich meine alte Stimmgabel gefunden. Sie funktioniert immer –  und immer noch. Sie wird nicht alt, ist nicht überholt, niemals verstimmt. Noch immer kann ich damit den Ton angeben. Der Kammerton ist stabil und gibt Orientierung, wenn ich die Töne für die Sänger finden will. Die Stimmgabel ist eine Voraussetzung dafür, dass es harmonisch zugeht. Dass alle den rechten Ton finden.
Freilich: alle müssen auch gut hinhören, den Ton aufnehmen.

In unserer Gesellschaft ist es immer seltener harmonisch – Misstöne, Hass, Missklänge in der Kommunikation sind an der Tagesordnung. Misstöne rühren oft von einem Missverständnis her. Wer nicht richtig hinhört, nimmt falsche Zwischentöne wahr – und schon ist die Harmonie dahin. Natürlich darf es auch Diskussion und Kritik geben – aber um dann auf einen Nenner, auf einen Grundton zu kommen. Manchmal dauert es lange, bis die richtige Tonart allen im Ohr ist.  
Meine alte Stimmgabel bringt mich auf den Gedanken: wie schön wäre es, wenn wir auch für unsere Gesellschaft eine Stimmgabel hätten, die uns helfen würde, Misstöne und Missmut, Grummeln und Maulen zu einem harmonischen Miteinander zu führen. Was könnte so eine Stimmgabel für unser Miteinander sein? Was gibt uns den Ton vor, der Harmonie ermöglicht? Damit es wieder stimmt im menschlichen Miteinander.

Im Neuen Testament gibt es die „Goldene Regel“ – Die besagt: „Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.“ (Matthäus 7,12) Und der Volksmund hat sie umgemünzt in „Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu.“ Für mich ist dieser Vers aus der Bibel so etwas wie eine Stimmgabel – eine Regel, die uns auf einen guten gemeinsamen Ton bringt.

Ich stelle mir vor: Niemand setzt mehr böse Falschmeldungen in die Welt. Niemand misstraut dem Nachbarn, dem Fremden und den Politikern schon von Grund auf – denn wer will schon misstrauisch behandelt werden? Wer will schon Unwahrheiten über sich in der Öffentlichkeit lesen oder hören. Dann würden die Misstöne verschwinden, es ginge wieder harmonischer zu. Dafür muss man nicht Musik studiert haben, nicht singen können - sondern einfach nur den richtigen Ton im Umgang finden.

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