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Wo willst du hin
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Wo willst du hin

Andrea Wöllenstein
Ein Beitrag von Andrea Wöllenstein, Evangelische Pfarrerin i. R., Marburg
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„Wir fragen nicht danach, woher einer kommt, sondern wohin er will.“ Im Vorbeigehen lese ich diesen Satz in einem Schaufenster. Er macht mich neugierig. Ich bleibe stehen und schaue genauer hin. Er steht auf einem Plakat, mit dem der deutsche Handwerksverband junge Leute für seine Berufe werben will. „Wir fragen nicht danach, woher einer kommt, sondern wohin er will.“ Sofort denke ich an junge Flüchtlinge, die Ausbildung und Arbeit bei uns suchen. Super, wenn sie nicht festgelegt werden auf ihre Herkunft oder auf ihre Vergangenheit. Wenn das zählt, was sie wollen. Ihre Energie, ihr Wille etwas zu bewegen, ihre Wünsche für die Zukunft.
Der Blick auf das „Woher“ trennt uns in Einheimische und Fremde, in Christen und Muslime, in Alte und Junge. Das „Wohin?“ kann uns zusammenbringen und verbinden zu einer Gemeinschaft, die nach vorne schaut. Wohin wollen wir? Wofür setzen wir uns ein? Was wünschen wir uns für unser Leben und für unser Land?

Spannende Fragen - nicht nur für junge Menschen, die ihren Weg ins Arbeitsleben suchen. Sie zu beantworten ist manchmal gar nicht leicht. Oft ist es einfacher, sich zu beschweren über das, was nicht läuft, als klar zu sagen, was ich will. Wo will ich hin? Was sind meine Ziele? Es ist gut, sich das hin und wieder zu fragen, auch oder gerade dann, wenn das Leben längst seine geordneten Bahnen gefunden hat. Zu überlegen, was ich mit meiner Arbeitskraft will, in den letzten Jahren vor dem Ruhestand. Mit der neuen Freiheit, seit die Kinder aus dem Haus sind. Mit meinen Beziehungen. Zu fragen: Wohin will ich mit mir selber? Gibt es noch etwas, was ich lernen, entwickeln will, woran ich arbeite mit mir selber? Oder lasse ich mich leben und treibe dahin im Alltagsgeschehen.

„Ich vergesse, was dahinten ist“, schreibt der Apostel Paulus, „und strecke mich aus nach dem, was vor mir liegt … das ist die Berufung zum ewigen Heil.“ (Phil 3,13.15 BigS)
Er ist davon überzeugt, dass jeder Mensch eine Berufung hat. Eine Berufung „zum ewigen Heil“, wie er sagt. Dieses Heil beginnt da, wo jemand erlebt: Ich bin von Gott geliebt, so wie ich bin. Wo eine ihre Berufung gefunden hat und sie lebt. Wo jemand nach schweren Erfahrungen langsam wieder heil wird an Leib und Seele, weil er seinen Platz gefunden hat im Leben. Einen Platz, wo er gebraucht wird mit dem, was er kann - und was er will.

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