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Was in uns steckt
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Was in uns steckt

Prof. Dr. Gerhard Stanke
Ein Beitrag von Prof. Dr. Gerhard Stanke, Domkapitular
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Auf einem Kalenderblatt las ich den Satz: „Licht findet seine Farbenfülle erst im Widerstand der Wolken.“ Der Widerstand ist also wichtig.
Dabei dachte ich an das Farbenspektrum, wenn sich das Licht mit einem Prisma bricht. Da zeigt sich, welche Fülle der Farben im Licht steckt. Mir fiel auch der Regenbogen ein, dessen Farben ich manchmal am Himmel bewundern kann.
Der Widerstand macht die Farbfülle des Lichtes offensichtlich, die ich normalerweise nicht sehe.

Dieses Wort hat mich vielleicht deshalb so angesprochen, weil wir in einer Zeit großer Herausforderungen leben. Sie erfordert Kreativität und Durchhaltevermögen. Und das angesichts vieler Schwierigkeiten und Widerstände.

Was in uns Menschen steckt, zeigt sich oft auch erst dann, wenn wir Widerstand erfahren. Oder eine Herausforderung, mit der wir uns auseinandersetzen müssen. Manche Menschen wachsen dann über sich hinaus. Sie zeigen ein Engagement, das sie vielleicht selbst noch nicht erahnen konnten. Es gibt Ereignisse, in denen Menschen über sich hinauswachsen.
Oft merkt ja der Mensch selbst erst, was in ihm steckt, wenn er herausgefordert wird. Da staunt er manchmal über sich selbst. Manchmal erschrickt er auch darüber, wozu er fähig ist.
Was für Menschen heute gilt, galt auch vor 2000 Jahren für Jesus. Was in ihm steckte, zeigte sich auch erst ganz deutlich, als er auf die Probe gestellt wurde.

Jesus hat von sich gesagt: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern er wird das Licht des Lebens haben.“ (Jo 8,12)
Jesus hat Blinden das Augenlicht geschenkt. Er hat aber auch Menschen die inneren Augen geöffnet. Damit konnten sie sich und ihr Leben in einem anderen Licht sehen. Und sie haben auch Jesus auf ganz neue Weise kennengelernt.
Für viele war er eine Lichtgestalt und ein Hoffnungsträger. Und er ist es bis heute.

Aber nicht alle Menschen haben ihn so gesehen. Manche meinten, er sei ein Volksverführer und bekämpften ihn. Sie wollten ihn beseitigen, damit er die Menschen nicht weiter hinters Licht führt. Und schließlich haben sie beim römischen Statthalter Pontius Pilatus erreicht, dass der ihn kreuzigen lässt. Und als Jesus dann am Kreuz hängt und wegen der Geißelung aus vielen Wunden blutet, da zeigt sich sein innerstes Geheimnis. Er offenbart, was in ihm steckt. Es heißt: Er betet für jene, die ihn verspotten und kreuzigen. Er flucht nicht, er ruft nicht nach Rache, sondern er betet. Er betet für seine Peiniger.

Widerstand, Hass und Ablehnung haben das innerste Geheimnis Jesu ans Licht gebracht. Er hat nicht nur von der Liebe gesprochen, sondern er war die Liebe. Als er äußerlich zerbrochen wurde, da kam sein Innerstes zum Vorschein. Der römische Hauptmann, der bei der Kreuzigung anwesend war, sagte, als er ihn so sterben sah: „Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn“. (Mk 15,39)
Er ist es, der uns überleben lässt.

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