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Starke Bilder
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Starke Bilder

Steffen Jahn
Ein Beitrag von Steffen Jahn, Katholischer Referent für Weltkirche, Bischöfliches Generalvikariat Fulda
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Moderator/in: Es gibt Bilder, die prägen sich sehr gut ein. Von erlebten Situationen, Erinnerungen an Personen oder Gemütszuständen. Jeder von uns hat ein Bild von "Urlaub" im Kopf, von der eigenen Schulzeit oder von einem besonders schönen Tag oder einer gelungenen Feier. Steffen Jahn von der Katholischen Kirche, du hast gerade heute Morgen auch ein besonders starkes Bild in der Bibel entdeckt, stimmts?

Genau. Und das ist sogar ein richtiger "Klassiker" unter den "starken Bildern". Es geht im heutigen Sonntagsevangelium nämlich um das Bild vom "guten Hirten". Das kennt fast jeder und das ist eines der ältesten Sprachbilder der Bibel für Gott. Der Hirte, der die Schafe auf die grüne Weide führt. Sein Leben lässt für sie. Und der so vertraut ist mit den Tieren, dass sie ihn an seiner Stimme erkennen, wenn er sie ruft.

Und vom "Hirten" und seinen Schafen gibt es im kirchlichen Bereich ja zahlreiche Bildnisse und Darstellungen. Sind die denn so in die heutige Zeit übertragbar?

Das Bild vom Hirten mit dem Lamm auf der Schulter passte sehr gut in die Lebenswelt der Menschen in den ersten Jahrhunderten. Hirten und ihre Herden gehörten damals zum Alltag der Menschen. Im übertragenen Sinne wurde das Hirtenamt auf Herrscher und Verantwortungsträger übernommen. "Weiden" kann auch "Regieren" meinen. Und zu den Aufgaben eines gerechten Herrschers gehörte auch damals der Schutz der Schwachen.

Und denkst du, dieses Bild ist heute noch für das kirchliche Leitungsamt brauchbar?

Die Kirche hat dieses Bild vom Leitungsamt übernommen. Aber Vorsicht! Dieses Bild verleitet auch zur Missinterpretation. Es bildet eine klare Hierarchie ab, denn der Hirte ist mit dem Schaf niemals auf gleicher Ebene. Aber es geht nicht um den Wunsch nach Gehorsam! Das sehe ich auch als eine Warnung an Menschen in kirchlichen Leitungsämtern! Mein Bild von dem "guten Hirten" ist nämlich niemand der "Macht ausübt", sondern ein Mensch auf gleicher Ebene. Ein Mensch, der selbst "auf der Suche nach Gott ist" und der erzählen kann, was er gefunden hat. Und der sich nicht anmaßen darf, zu wissen, was der andere ist und braucht, sondern der seine Erkenntnis teilt und damit andere unterstützt und hilft!

 

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