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Olympia während einer Pandemie - gab's schon mal!
Pixabay/Gerhard G.

Olympia während einer Pandemie - gab's schon mal!

Dr. Fabian Vogt
Ein Beitrag von Dr. Fabian Vogt, Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt
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Moderator/in:  Seit Freitag laufen in Tokio die olympischen Sommerspiele. Und die sind ziemlich umstritten, weil da während der Pandemie wieder mal Zehntausende von Menschen aus aller Welt zusammenströmen. Übrigens nur die Teilnehmenden und ihre Teams, denn Publikum ist ja gar nicht zugelassen.

Fabian Vogt von der Evangelischen Kirche: Was denkst du denn über den Sinn oder Unsinn dieser Großveranstaltung?

Ich bin da total hin- und hergerissen. Ich kann sowohl die Kritiker als auch die Befürworter verstehen … und hoffe vor allem, dass die Spiele eben nicht zu einem Superspreader-Event werden.

Spannend finde ich, dass wir vor 100 Jahren eine ganz ähnliche Situation hatten. 1920 hatte die Spanische Grippe weltweit Millionen von Opfern gefordert – und Europa lag wegen des 1. Weltkriegs großenteils noch in Trümmern.

Trotzdem hat man bewusst entschieden: Ja, wir führen die Olympischen Spiele durch. In Antwerpen in Belgien. Und Historiker sagen heute: Das war unglaublich wichtig.

Warum das zwei Jahre nach dem verheerenden Weltkrieg?

Das war ein Zeichen für Völkerverständigung. Und hat den Menschen Mut gemacht. Vieles lag noch in Trümmern, aber der olympische Gedanke „Teilnehmen ist wichtiger als Siegen“ wurde zu einem Aufbruchssignal für ein neues Miteinander.

Das waren 1920 übrigens verrückte Spiele: noch mit Tauziehen als Disziplin, im Schwimmkanal schwammen riesige Ratten und im Fußball-Endspiel verließ die tschechoslowakische Mannschaft nach 40 Minuten wegen eines umstrittenen Elfmeters einfach den Platz. Aber die Leute haben trotzdem verstanden: Diese Spiele stehen für einen Neuanfang.

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