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Ohne Security
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Ohne Security

Prof. Dr. Markus Tomberg
Ein Beitrag von Prof. Dr. Markus Tomberg, Professor für katholische Religionspädagogik, Fulda und Marburg
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Worship ist in. Hinter dem Begriff verbirgt sich ein spiritueller Mega-Trend: Wenn in Sachen Religion noch etwas geht, dann sind es Lobpreisgottesdienste. Vor ein paar Wochen in Fulda gab es dazu sogar ein Großereignis: Light up the Dom hieß es Anfang des Monats, und weit mehr als Zehntausend Menschen waren gekommen. Moderne Rhythmen, Festivalatmosphäre, Streetfood und Tanz. Security natürlich auch: Kirche kann modern.
Wer worshippt, verbringt Zeit mit Gott. Nimmt eine Auszeit vom Alltag. Taucht ein in ein Meer, einen tiefen Ozean aus lauter Liebe und Wohlgefühl. Worship ist in, und worship boomt.
So sehr, dass manche schon warnen: So einfach ist das mit dem Wohlgefühl und der Religion nicht. Zur religiösen Erfahrung gehört die Finsternis, die Nacht, die Einsamkeit. Die Anfechtung und, ja, das auch, die Sorge und die Angst. Von Jesus selbst ist das Gefühl der Gottverlassenheit überliefert. Am Kreuz hat er nicht geworshippt. Da hat er gelitten.
Das ist nur bedingt hip und modern und gehört doch wesentlich dazu. Das Leid und das Engagement für die Anderen: Die Menschen am Rand, die Geflüchteten, die Ausgegrenzten und Unterlegenen. Papst Franziskus wird nicht müde, von den Rändern und der Peripherie zu sprechen: Da spielt nicht unbedingt die Musik. Aber da leben die Menschen, denen Gottes besondere Sorge gilt.
Die Solidarität mit den Anderen ist die DNA der Nachfolge Jesu. Die kann unbequem sein und sogar richtig weh tun. Da geht es ans Eingemachte. Und das, Menschen, die pflegen zum Beispiel, wissen das: oft ohne wirkliche Auszeit und über die Grenzen der Belastbarkeit hinaus.
Die Bibel sagt: das wirkliche, das ganz große Fest, das ist ein Fest für alle. Eines, bei dem jede und jeder dabei sein kann und dabei sein möchte. Ein Fest auch für Pflegende und Gepflegte. Ein Fest ganz ohne Barrieren.
Beim Festival in Fulda war zumindest der Eintritt schon einmal frei. Essen und Trinken, das hat dann doch gekostet. Immerhin ein Anfang. Bei Jesus aber, da wären alle dabei. Nicht umsonst. Aber ohne Kosten. Und vermutlich auch ohne Security.

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