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Kleines Wort, große Wirkung
Alicja/Pixabay

Kleines Wort, große Wirkung

Daniel Lenski
Ein Beitrag von Daniel Lenski, Evangelischer Pfarrer, Königstein-Falkenstein
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Manchmal reicht ein unbedachtes Wort, um jemanden zu verletzen. In dem Verein, bei dem ich Mitglied bin, hatte sich die Stimmung verändert. Irgendwas war los, auch wenn ich nicht beschreiben konnte, was genau. Sonst wurde im Vorstand häufig gelacht. Nach den Veranstaltungen standen die Leute noch lange zusammen. Aber seit einiger Zeit hat man gespürt: Die Atmosphäre ist bedrückt.

Auf einer Vorstandssitzung kam das schließlich zur Sprache. Der Vorsitzende des Vereins begann: „Bevor wir heute in die Tagesordnung einsteigen, wollen wir mal über uns sprechen. Wir merken, irgendwas ist los.“ Das hat die Stimmung gelöst. Jeder konnte aussprechen, was ihn bewegt.

Eine offene Aussprache hilft

Einer sagte: Er ist schon seit längerem unzufrieden. Und besonders über mich hat er sich geärgert. Mehrfach hätte ich ihm bei der Vorbereitung einer Veranstaltung nicht geholfen, obwohl er mich darum gebeten hatte. Stattdessen war ich mit anderen Dingen beschäftigt. Das hatte ihn verletzt. Deshalb hat er sich innerlich zurückgezogen.

Das hat mich natürlich nachdenklich gemacht. Die Situation, von der er gesprochen hat, lag schon eine ganze Weile zurück. Ich konnte mich nur noch mit Mühe daran erinnern. Ja, stimmt, ich hatte viel zu tun. Es war hektisch gewesen. Da habe ich ihm wohl nicht die Aufmerksamkeit geschenkt, die er sich gewünscht hat. Ich habe ihm nur eine kurze Antwort gegeben. Das hat ihn verletzt. Auch wenn meine Worte überhaupt nicht böse gemeint waren.

Der Ton macht die Musik

Viele Konflikte hängen damit zusammen, wie wir miteinander sprechen. Ob das, was ich meine, auch so beim Empfänger ankommt. Ob ich mir die Zeit nehme, um dem anderen zu erklären, was ich denke. Und dann macht noch der Ton die Musik. Ist die Stimmung sowieso schon angespannt, dann ist ein Missverständnis schnell da.

An einer Stelle in der Bibel wird das, was man sagt, mit dem Steuerruder eines Schiffs verglichen. Das Steuerruder kann klein sein. Trotzdem lenkt es ein großes Schiff dahin, wohin man will. In gefährliche Gewässer oder in sichere Bahnen (Jakobus 3,4). So ist das auch mit den Worten. Mit denen kann ich auch steuern. Sie können klein sein. Aber schon mit einem einzelnen kleinen Wort kann ich eine Situation havarieren lassen oder zum Guten führen.

Es stimmt: Mit einem Wort habe ich schnell jemanden verletzt. Mit einem Wort kann ich aber auch Gutes bewirken: Ein kleines Kompliment, ein kurzer Dank oder ein lieber Zuspruch zwischendrin können die Atmosphäre verbessern. Die vier kurzen Worte „Es tut mir leid“ können einen Konflikt lösen.

Nach unserer Vorstandssitzung habe ich mich mit dem Mann zusammengesetzt, der sich über mich geärgert hatte. Ich habe ihn um Entschuldigung gebeten. Er hat meine Entschuldigung angenommen und mir versprochen: „Beim nächsten Mal warte ich nicht mehr lange, sondern melde mich gleich, wenn mich was stört.“

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