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Jeder Mensch ist ein Kunstwerk - gezeichnet vom Leben
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Jeder Mensch ist ein Kunstwerk - gezeichnet vom Leben

Diplom-Theologin Doris Meyer-Ahlen
Ein Beitrag von Diplom-Theologin Doris Meyer-Ahlen, Referentin für Familien- und Beziehungspastoral, Fulda

„Jeder Mensch ist ein Kunstwerk – gezeichnet vom Leben.“ Diesen Satz habe ich vor einigen Tagen auf einem Werbebildschirm im Bahnhof gelesen. Und er geht mir seitdem immer wieder durch den Kopf: „Jeder Mensch ist ein Kunstwerk – gezeichnet vom Leben.“

Jeder Mensch ist ein Kunstwerk, einzigartig und besonders. Der Mensch ist, so verstehe ich es als Christin, geschaffen von Gott, geliebt. Menschen weisen – wie Kunstwerke – immer über sich hinaus. Sie haben Verbindungen und Beziehungen zu den Gemeinschaften, in denen sie leben. Als Christin glaube ich, dass Menschen als Ebenbilder Gottes geschaffen sind. Wenn Kunstwerke über sich hinaus auf den Künstler hin verweisen, dann verweist der Mensch als Ebenbild Gottes auf Gott. Konkret entsteht für mich daraus die Hoffnung, dass das Leben nicht mit dem Tod endet und dass es Gerechtigkeit für jeden und jede geben wird.

Zurück zu dem Satz, den ich im Bahnhof gesehen habe: Der zweite Teil der Aussage ist für mich genauso spannend wie der erste: „Jeder Mensch ist ein Kunstwerk – gezeichnet vom Leben.“ Es ist mein Leben, es ist meine Verantwortung, das Kunstwerk meines Menschseins mitzugestalten. Es ist meine Freiheit und meine Verantwortung, Entscheidungen so zu treffen, dass sie mir entsprechen und meinen Prinzipien von gutem Leben. Gleichzeitig gehöre ich zum Leben und zur Umwelt anderer Menschen. Und auch hier haben meine Entscheidungen, hat mein Handeln einen Einfluss auf die Gestaltung des Kunstwerks ihres Menschseins. Fühlt sich jemand in der Begegnung mit mir wirklich gesehen oder nicht? Wie sind die Produktionsbedingungen der Lebensmittel, die ich auf dem Tisch stehen habe? – Sehr Unterschiedliches gehört für mich dazu, nah und fern.

Es liegt nicht nur, aber auch mit an mir, welche Bedeutungsmöglichkeit des Satzes stärker zum Tragen kommt: gezeichnet vom Leben, von fehlenden Entwicklungschancen, Hoffnungslosigkeit oder ist es das bunte Leben, das aus der Fülle von Möglichkeiten und Beziehungen schöpft?

Bei aller Verantwortung gibt es vieles, was ich nicht in der Hand habe und trotzdem Einfluss hat. Darauf nämlich, wie ich das Kunstwerk meines Lebens gestalten oder das anderer Menschen mitgestalten kann. Krankheiten, Unfälle, auch die Gegebenheit, in welchem Land dieser Erde ich geboren wurde, bestimmen das Kunstwerk meines Lebens wesentlich mit. Da, wo ich die Farbe selber nicht wählen kann, wo ich erlebe, dass das Kunstwerk meines Menschseins gestaltet wird, da hoffe ich, dass es letztlich gut wird, vielleicht – trotzdem – gut wird. Das hoffe ich für mich, wie für alle Menschen.

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