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"Ich bin eine grüne Dame"

"Ich bin eine grüne Dame"

Verena Maria Kitz
Ein Beitrag von Verena Maria Kitz, Katholische Pastoralreferentin in St. Michael, Zentrum für Trauerseelsorge, Frankfurt
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Ein Bekannter war neulich zu einer Operation im Krankenhaus, noch vor den Corona-Virus-Zeiten. Und er hatte ganz schön Angst davor. Er lag dann schließlich im Vorbereitungsraum, aber es tat sich nichts, die Zeit verging. In dem Moment, so hat er mir erzählt, verlierst du jedes Zeitgefühl – und fragst dich: Haben die mich vergessen? Bin ich im falschen Raum und die suchen mich? Aber dann, hat mein Bekannter weitererzählt, kam ein Herr in den typischen grünen Klinik-Klamotten, nicht mehr ganz jung. Und hat sich mit einem Lächeln vorgestellt: „Ich bin der und der – und ich bin eine grüne Dame“.

Grüne Damen, das sind in der Regel Frauen, die ehrenamtlich in Krankenhäusern mitarbeiten. Die beiden mussten erst mal total lachen und haben sich dann einfach unterhalten. Mein Bekannter meinte dann: „Dieser Mensch, der hat mich gerettet. Er hat ja medizinisch gar nichts gemacht, mir nur erklärt, dass alles in Ordnung sei und die OP vor mir länger gedauert hätte. Ich war dann bei meiner Operation durch unser Gespräch wirklich ganz entspannt“, hat er lächelnd gesagt.

Die Geschichte, die gefällt mir richtig gut – nicht nur, weil dieser nette grüne Herr Humor hatte. Sie zeigt, wie gut es tut, wenn jemand einfach nur da ist und sich ein bisschen in seine Mitmenschen hineinversetzt, natürlich nicht nur im Krankenhaus.

Aufmerksam füreinander zu sein, das finde ich gerade in Zeiten von Corona wichtig.

Was direkte persönliche Kontakte anbelangt, sind wir jetzt ja total eingeschränkt. Und das vermissen viele sehr, gerade in den Altersheimen und Krankenhäusern. Aber es gibt trotzdem noch Möglichkeiten, einander zu zeigen: Ich bin da, ich denke an dich, du liegst mir am Herzen. Anrufen, einen Brief schreiben. Oder einen Zettel in den Briefkasten stecken. Das will ich bei meiner Nachbarin machen, sie ist schon weit über 80. Sie fragen, ob sie etwas braucht: Vom Einkaufen oder ein paar Zeitschriften. Dafür brauche ich keinen Auftrag und keine grüne Kleidung. Aber füreinander aufmerksam sein, das kann jede und jeder und es tut gut, nicht nur in Zeiten von Corona.

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