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Gott sitzt im letzten Wagen
GettyImages/Irina Tiumentseva

Gott sitzt im letzten Wagen

Andrea Seeger
Ein Beitrag von Andrea Seeger, Evangelische Theologin
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Jedes Jahr bringen Friedas Eltern die Kleine in den Sommerferien zu ihren Großeltern. Am selben Tag fahren sie mit dem Zug zurück, sie müssen arbeiten. Eines Tages sagt Frieda ganz energisch zu ihrer Mama und ihrem Papa: Ich bin jetzt groß. Ich möchte alleine zu Oma und Opa fahren.

Kindern Freiheit geben und sie dabei begleiten

Die Eltern beraten sich kurz, dann willigen sie ein. Sie bringen Frieda zum Bahnhof und warten auf den Zug. Gelegenheit für die Eltern, noch allerlei gute Ratschläge mit auf den Weg zu geben. Frieda denkt ein wenig genervt: Das weiß ich doch!

Das Stück Papier in der Tasche

Der Zug fährt gleich ab, der Vater flüstert noch schnell: Frieda, wenn du dich plötzlich schlecht fühlst oder ängstlich wirst, nimm das hier. Er reicht ihr ein zusammengefaltetes Stück Papier in die Tasche, sie steckt es achtlos in die Tasche. Und dann steigt sie ein. Sie sitzt ein wenig verloren auf ihrem Platz ­- im Zug, ohne ihre Eltern, zum ersten Mal.

Allein im Zug

Los geht’s. Die Landschaft zieht vorbei, Unbekannte hetzen von Abteil zu Abteil, machen Lärm, der Schaffner spricht Frieda an, weil sie alleine ist. Sie findet, dass die Mitreisenden sie mitleidig anschauen. Frieda beginnt, sich unwohl zu fühlen. Und jetzt hat sie Angst. Sie kuschelt sich in eine Ecke des Sitzes, Tränen stehen ihr in den Augen, der Vogel Kleinmut sitzt auf ihrer Schulter.

Alles wird gut

Plötzlich erinnert sie sich daran, dass der Vater ihr einen Zettel gegeben hat. Sie sucht das Stück Papier, findet es zusammengeknüllt, öffnet es und liest: Meine Tochter, ich sitze im letzten Wagen. Erleichterung macht sich breit, den Vogel Kleinmut schubst sie energisch von ihrer Schulter.

Gottes ist dabei auf der Lebensreise

So stelle ich mir Gottes Gegenwart vor. Auf der Reise durch mein Leben sitzt er immer im letzten Wagen. Er lässt mich gehen, meinen eigenen Weg finden. Ich brauche mich nicht zu fürchten, denn er ist da. Er hat mich im Blick, passt auf mich auf. Was für ein schönes Gefühl zu wissen: Du kannst Dich etwas trauen, Dir etwas zutrauen. Du bist nicht alleine, nie!

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