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Eigentlich bin ich ganz anders
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Eigentlich bin ich ganz anders

Norbert Mecke
Ein Beitrag von Norbert Mecke, Dekan, Evangelischer Kirchenkreis Melsungen
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„Eigentlich bin ich ganz anders. Ich komm´ nur viel zu selten dazu!“

Udo Lindenberg hat diesen Spruch mit markiger Stimme zu einem Lied gemacht.

„Du machst hier grad' mit einem Bekanntschaft, den ich genauso wenig kenne wie du!“, geht das Lied weiter. Und: „Ich bin gar nicht der Typ, den jeder in mir sieht, und das werd' ich euch bei Zeiten auch alles noch beweisen!“

Wann ist „beizeiten“? Kennen mich eigentlich die Leute so, wie ich bin? Denken alle: „Ist der taff und gradlinig!“, dabei lasse ich viel lieber Fünfe gerade sein? Oder halten mich die anderen für muffelig und schüchtern, aber ich weiß, dass ein Entertainer in mir schlummert?

Wäre schon traurig, wenn ich eigentlich ganz anders bin, aber nur selten dazu komme und andere ständig etwas in mir sehen, was ich nicht bin.

Ich sehne mich danach, möglichst oft ich selbst zu sein und mich nicht verbiegen zu müssen. Ich merke: Wo ich das bin, bin ich auch für die anderen viel interessanter und habe viel mehr zu geben. Also: „Sei Du selbst. Andere gibt es genug!“ Jeder ist schließlich ein Original. Dann muss sich auch keiner zu einer Kopie machen.

Aber vielleicht steckt ja hinter dem „Eigentlich bin ich ganz anders!“, dass ich eben manches an mir nicht mag!? Dass ich lieber geduldiger wäre, aber die Gäule mit mir durchgehen. Dass ich mich gerne als Abenteurer sähe, aber mich mein Sicherheitsbedürfnis abhält. Dass ich auf dem Herzen habe, groß zu denken und doch oft an meine Grenzen stoße – nach dem Motto: „Eigentlich wollte ich die Welt erobern, aber es regnet!“

Wenn´s aber eigentlich in mir steckt, dann wird es Zeit, dass es rauskommt. Dass ich an mir arbeite. Und dass ich zugleich gelassen damit lebe, wie ich eben bin.  

Drauf kommt es wohl an. Auf´s Frieden finden mit mir. Am besten beizeiten. Dann muss ich auch keinem was vormachen und kann meine Fehler und Kanten zugeben. „In echt“ und nicht nur „eigentlich“.

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