Ihr Suchbegriff
Beitrag anhören:
Beileidsbekundungen sind wichtig
Bildquelle: Thomas B./Pixabay

Beileidsbekundungen sind wichtig

Till Martin Wisseler
Ein Beitrag von Till Martin Wisseler, Evangelischer Pfarrer, Langenselbold
Beitrag anhören:

Gestern war Totensonntag. Auf den Friedhöfen haben Viele ihrer Verstorbenen gedacht.

Wenn ich in der Zeitung Traueranzeigen sehe, lese ich immer wieder auch diesen einen kleinen Satz: „Von Beileidsbekundungen bitten wir Abstand zu nehmen.“

Ist ein lieber Mensch gestorben, braucht man in so einer außergewöhnlichen Situation Privatsphäre und Zeit für sich. Ich kann das verstehen.
Im Alltag versuchen viele stark zu sein und bei der Trauerfeier rollen Tränen übers Gesicht.
Manche möchten sich anderen so nicht zeigen. Manchmal kann Trauer auch wütend machen; dann höre ich: Was sollen wir anfangen mit den Beileidsworten, die ändern sowieso nichts.

„Von Beileidsbekundungen bitten wir Abstand zu nehmen.“ Ich verstehe und respektiere das. Aber es verunsichert mich auch.
Denn was ist nach der Trauerfeier? Gilt das dann immer noch? Wenn wir uns dann als Freunde oder Bekannte im Alltag begegnen – soll ich die Situation dann verschweigen? Vielleicht vorher schon die Straßenseite wechseln, damit ich nicht in Verlegenheit komme?

Als Pfarrer mache ich oft auch eine andere Erfahrung:
Die Beileidsworte kommen in der Regel von Herzen. „Herzliches Beileid“ oder „meine aufrichtige Anteilnahme“ – auch wenn sich die Worte wiederholen, immer sind sie angefüllt mit persönlichen Gedanken und Wünschen.
Diese Worte zeigen: Ich weiß um Dich Bescheid, ich empfinde mit, wenn du möchtest, bin ich für dich da.
Das zu hören und vielleicht sogar eine Hand oder Umarmung zu spüren, tut gut, erzählen mir viele im Nachhinein. Vor der Trauerfeier konnten sie sich das nicht vorstellen. Sie haben gedacht: Wir brauchen das nicht und kommen allein zurecht.

Ich möchte Mut machen, Beileidsbekundungen anzunehmen, auch wenn es schwerfällt. Am Ende ist es tröstlich zu erfahren: ich bin in meiner Trauer nicht allein. Und seiner Tränen muss sich niemand schämen, wenn ein wichtiger Mensch gestorben ist.

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren