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Auf dem Weg nach Bethlehem
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Auf dem Weg nach Bethlehem

Christoph Hartmann
Ein Beitrag von Christoph Hartmann, Lehrer und Referent für katholische Schulpastoral
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Durch die Zeit des Advents haben mich in diesem Jahr vier Dinge begleitet. Es waren der Adventskranz, Sterne, Kirschzweige und der Adventskalender. Für viele sind diese Gegenstände so eng mit dem Advent verbunden, dass sie nicht wegzudenken sind. In den vergangenen Wochen wurde mir noch mal so richtig bewusst, dass all diese Dinge in einem Punkt etwas gemeinsam haben. Sie alle verweisen auf die Krippe – auf das Kind, das heute zu Bethlehem geboren ist: Jesus.
Beim Adventskranz zum Beispiel so: Von Woche zu Woche bringt er mehr Licht in mein Leben. Schließlich strahlt das Licht von der Krippe aus in die ganze Welt. Da sind die Sterne am Himmel. Sie dienen seit je her der Orientierung. Sie weisen nicht nur den Heiligen Drei Königen den Weg hin zum Ziel – zur Krippe, sondern auch mir. Die Kirschzweige, sie künden von der Hoffnung des Lebens. Anfang Dezember werden sie ins Wasser gestellt, zu Weihnachten kommt dann das zarte Grün zum Vorschein. Und nicht zuletzt ist da der Adventskalender. Jeden Tag lässt er mich eine neue Tür öffnen. Lässt mich Neues entdecken. Er macht mich sogar neugierig auf das letzte Türchen. Schließlich sagt Jesus von sich, dass Er die Tür zum Leben ist.
Adventskranz, Sterne, Kirschzweig und Adventskalender – diese Dinge helfen mir vor allem in diesen verrückten Zeiten, mich auf die Begegnung mit Jesus vorzubereiten.
Diese Möglichkeit der Vorbereitung hatten die Hirten vor gut 2000 Jahren nicht. Aber sie waren es, die die frohe Kunde zuerst hörten: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren. Die Hirten brechen wie selbstverständlich auf und gehen nach Bethlehem. Dort finden sie alles so vor, wie es ihnen von den Engeln gesagt worden war. Und es kommt noch besser! Die Hirten kehren voller Freude und Gott lobend wieder zurück. Der Besuch, die Begegnung mit Maria und Josef und dem Kind in der Krippe hat ihnen gutgetan. Dass Besuche solch eine Wirkung haben können, kenne ich aus eigener Erfahrung. Wenn ich selbst Menschen besuche oder mit ihnen zurzeit eher telefoniere, erlebe ich hin und wieder, wie etwas in mir beginnt sich zu verwandeln. Ich spüre, dass mir ein Gespräch, eine Geste oder einfach nur ein Gedanke gutgetan hat und in mir noch nachklingt. Von daher finde ich es wichtig, dass die vorweihnachtlichen Traditionen, Lieder und Bräuche zur Krippe führen. Daraus erwächst die Begegnung mit Jesus und die Begegnung mit den Mitmenschen.

Musik

Damit Begegnung mit Jesus und den Menschen stattfindet, kann ich selbst etwas dazu beitragen. So ist es meiner Frau und mir wichtig, dass sich Gäste bei uns zu Hause wohlfühlen. Wir glauben, dass gute Begegnungen in einem schönen, angenehmen Rahmen besser gelingen. In den Tagen vor Weihnachten habe ich meine Schüler danach gefragt, worauf sie sich an Weihnachten am meisten freuen. Interessanterweise waren sie sich da ziemlich einig. Die meisten von ihnen freuen sich auf die gemeinsame Zeit mit der Familie. Da wird hier zusammen musiziert, dort gemeinsam gespielt. Plätzchen und ein leckeres Essen dürfen natürlich nicht fehlen. Auch ein geschmückter Christbaum und eine Krippe gehören für viele zu den Feierlichkeiten dazu. Die Antworten (meiner Schüler) gefallen mir! Denn sie zeigen, wie wichtig auch jungen Menschen ein schöner Rahmen ist, der Begegnungen ermöglicht. Der Rahmen, wie gesagt, soll diese doppelte Begegnung mit Jesus und den Menschen ermöglichen. An Weihnachten, wie es auch bei den Schülerantworten deutlich wird, stehen zwei Aspekte im Mittelpunkt. Es sind Frieden und Familie. Denn diese beiden Begriffe stehen für Begegnung und für die Weihnachtsbotschaft: Und Friede den Menschen seines Wohlgefallens, wie es die Engel verkündet haben. Das tut gut. Gerade wenn ich an meine bereits verstorbenen Großeltern denke. Was haben sie und die viele Menschen ihrer Generation an Unfrieden, Leid und Schmerz erfahren müssen? Von daher bin ich überzeugt, dass diese auf Frieden und Familie hin ausgerichtete Weihnachtszeit über die Jahre hinweg viele Wunden heilen konnte. Und das ist Grund genug, dankbar zu sein auf eine solch friedvolle und familiäre Weise dieses Fest feiern zu können. Manchmal frage ich mich, wie es die Generation meiner Großeltern trotz Vertreibung, Krieg und Not geschafft haben, ihren Lebensmut, ihre Hoffnung nicht zu verlieren. Ich bin mir sicher, dass Jesus der RETTER, der Friedensfürst da aktiv war und es auch heute immer noch ist. Denn ganz egal wie wir es drehen und wenden, Weihnachten ist und bleibt das Fest der Begegnungen und des Friedens.

Musik

Von einer besonderen Begegnung möchte ich Ihnen erzählen. Die hatte nicht ich, sondern eine Frau in den Ardennen. Und zwar im Winter des Jahres 1944. In den Ardennen tobte ein erbitterter Kampf. Die deutschen und die amerikanischen Soldaten standen sich an der Westfront gegenüber. Auch an Heiligabend 1944. Den ganzen Tag über hörte die besagte Frau den Kanonendonner der nahen Front und die alliierten Kampfflugzeuge, die mit ihrer Bombenlast am Himmel flogen. Erst mit der Dunkelheit am Abend wurde es still. Plötzlich klopfte es an der Tür. Die Frau öffnete und vor ihr standen zwei Männer mit Stahlhelm. Ein weiterer lag verwundet im Schnee. Sie begriff recht schnell, dass es Amerikaner waren. Schließlich bat sie die Soldaten herein. Sie versorgte die Soldaten und begann Essen zuzubereiten, um den Hunger der erschöpften Männer zu stillen. Als der Duft des Essens durch die Hütte zog, klopfte es plötzlich erneut an der Tür. Alle waren ganz erschrocken. Die Frau öffnete die Tür und trat hinaus. Jetzt standen vier Soldaten vor ihr. Ihre Uniformen waren ihr bekannt. Es waren deutsche Soldaten.
Die Frau war vor Schreck wie gelähmt. Sie wusste: Wer feindliche Soldaten beherbergt, begeht Landesverrat. Sie hätte dafür erschossen werden können! Die Frau hatte Angst. Ihr Gesicht war weiß, aber sie trat hinaus und sagte ruhig: "Fröhliche Weihnachten!" Die Soldaten wünschten ihr ebenfalls eine frohe Weihnacht. Sie fragten die Frau, ob sie sich ausruhen und über Nacht bleiben könnten. Mit ihrer guten Art schaffte es die Frau, dass die Deutschen ihre Waffen ablegten und in die Hütte mit hineinkamen. Als sie eintraten, konnte man förmlich die Spannung fühlen, die in der Luft lag. Aber die Frau hatte mit bestimmter Stimme gesagt: "Heute ist Weihnachten, da wird nicht geschossen." Nachdem jeder einen Platz bekommen hatte, löste sich langsam die Stimmung.
Die Frau schickte ihren Jungen in den Keller, um noch Kartoffeln und Haferflocken zu holen. Währenddessen kümmerte sich einer der Deutschen um den verwundeten Amerikaner und bemerkte, dass die Wunde aufgrund der Kälte nicht entzündet sei, der Soldat jedoch viel Blut verloren habe und Ruhe sowie kräftiges Essen brauche.
Der deutsche Unteroffizier nahm aus seinem Brotbeutel eine Flasche Rotwein und legte ein Kommissbrot auf den Tisch. Die Frau schnitt das Brot in Scheiben und gab dem verwundeten Amerikaner einen Becher Rotwein. Der Rest wurde unter den anderen verteilt.
Inzwischen hatten sich alle um den Tisch gesetzt, auf dem zwei brennende Kerzen und der Kessel mit der dampfenden Suppe standen. Dazu hatte jeder etwas Wein. Bevor alle mit dem Essen anfingen, ergriff die Frau das Wort und sprach mutig das Tischgebet. Einige der Soldaten hatten Tränen in den Augen und keiner schämte sich. Danach betrachtete die ungewöhnliche Weihnachtsgesellschaft bei klirrender Kälte den Sternenhimmel. Die Frau forderte alle auf, den hellsten Stern, den Sirius, anzusehen. "Das ist unser Stern von Bethlehem" sagte sie "der kündigt den Frieden an!"
Am nächsten Morgen gab die Frau allen ihre Waffen zurück. "Seid vorsichtig, Jungs!", sagte sie. "Ich wünsche mir, dass ihr eines Tages dahin zurückkehrt, wo ihr hingehört, nach Hause. Gott beschütze euch alle!" Alle verabschiedeten sich, reichten sich die Hände und gingen in entgegengesetzte Richtungen fort. Die Hütte wurde für die Soldaten zu ihrem Bethlehem. Zu dem Ort, an dem sie für einen Moment wirkliche Begegnung und Frieden erfahren durften. So unglaublich diese Geschichte ist, sie ist wahr. Sie können sie in den „Aachener Nachrichten“ unter dem Titel "Eine Nacht des Friedens mitten im Krieg" nachlesen. Was da 1944 geschehen ist, löst in mir eine tiefe Freude aus. Wie wunderbar! Wer hätte das gedacht. Diese Ergriffenheit lässt mich mit einstimmen in den Lobgesang der Engel: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen seiner Gnade.
Auch heute gilt diese frohe Botschaft von Weihnachten allen Menschen! Den Einsamen, den Geflüchteten, den Kranken, den Gefangenen, den Soldaten, dir und mir. Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren. In diesem Sinne wünsche Ihnen gerade heute gute Begegnungen und frohe und gesegnete Weihnachten!

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