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Was ich unbedingt weitersagen soll…
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Was ich unbedingt weitersagen soll…

Monika Dittmann
Ein Beitrag von Monika Dittmann, Katholische Seelsorgerin im Altenheim, Flörsheim am Main

Vor einigen Wochen habe ich im Gesprächskreis im Altenheim in die Runde gefragt: „Welche Botschaft ist Ihnen wichtig nach Ihrem langen Leben? Was soll ich in einer Rundfunkansprache mal weitersagen für Sie?“ Zuerst war das Erstaunen groß, dass ich sie so etwas frage. Schließlich, so haben sie gemeint, stünde ich doch mitten im Leben. Aber ich hab auf ihr Erstaunen geantwortet: „Sie haben doch ganz viel Lebenserfahrung: Sie tragen doch sicher ganz viele Weisheiten in sich. Vielleicht können Sie auch etwas dazu sagen, wie man glücklich bleibt – auch im Alter. Auch ohne Schätze, Erfolg oder Wohlstand.“

Ich hatte auch ein Sprichwort mitgebracht: „In der Jugend lernt man. Im Alter versteht man“. (Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach) Nach kurzem Schweigen haben einige der älteren Leute genickt – und dann kamen wir ins Gespräch. Sie waren sich alle einig: Das Wichtigste für sie ist bis heute: dankbar sein. Danken können auch für kleine Dinge – für den blauen Himmel am Morgen oder die erste Rose, die aufblüht. Eine Dame hat gesagt: „Ich gehe abends nicht ins Bett, bevor ich nicht überlegt habe, ob ich sieben Dinge finde, für die ich an diesem Tag danken kann. … Natürlich gibt es auch traurige Erlebnisse oder Enttäuschungen. Und das Altwerden ist auch nicht unbedingt erfreulich. Aber was soll ich mir das auf die Seele binden! Der Dank und die Erleichterung müssen in mir groß werden. Dann lebt es sich leichter. Auch in schweren Zeiten.“

Die anderen in der Runde haben kräftig genickt. Sie haben dann erzählt aus den Zeiten nach dem Krieg. Damals haben sie gelernt, für Kleinigkeiten dankbar zu sein. Damals haben sie einen Blick bekommen für das, was wirklich wichtig ist – und für das, was glücklich macht. Den einen ist bis heute ein nachbarschaftlicher Kontakt geblieben. Einer anderen Dame ist ein Gebet aus alten Zeiten wichtig; darin findet sie immer wieder Kraft. Und eine dritte Dame meinte, dass sie gelernt hat, bescheiden zu sein. Sie muss nicht alles haben, was sie sich wünscht. Verzichten hat sie stark und frei gemacht. All das habe sie aber erst viel später verstanden. „Also sagen Sie den Leuten im Radio, dass das Leben gut wird, wenn man lernt zu danken“ – so haben sie mich schließlich verabschiedet an diesem Tag.

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