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Störung angesagt?
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Störung angesagt?

Clemens Weißenberger
Ein Beitrag von Clemens Weißenberger, Katholischer Pastoralreferent, Frankfurt

Als ich im Urlaub im Sommer vor einem Jahr den Dom in Linz besichtigt habe, da habe ein Schild gesehen, das hat mich überrascht und geärgert: „Bitte Ruhe, hier wohnt Gott!“ Ich dachte spontan: Soll ich leise sein, um Gott nicht zu stören? Will Gott in der Kirche in Ruhe gelassen werden? Obwohl er doch eigentlich gesagt hat, dass er nicht in Häusern wohnt, sondern da ist, wo die Menschen zuhause sind.

Und wo Menschen sind, da ist es manchmal laut und wuselig, besonders wenn da Kinder sind. Das erlebe ich immer, wenn unsere drei Kinder noch Besuch haben und im Garten spielen. Da geht es hoch her, und manchmal denke ich: Hoffentlich stört das die Nachbarn nicht.

Immerhin: Kindergeschrei hat Jesus mal gar nicht gestört. Als seine Jünger einmal kleine Kinder von ihm fernhalten wollten, da hat Jesus sie zurechtgewiesen. Jesus hat sich gar nicht gestört gefühlt von ihnen. Ganz im Gegenteil, er wollte da sein für die, die mit ihren Sorgen und Ängsten zu ihm kamen. Ihn störten die Probleme der Menschen nicht, ganz im Gegenteil. Er wollte gerade für die Menschen da sein, die Probleme hatten. Die krank waren oder aussätzig.

Jesus braucht keine Stille, will nicht in Ruhe gelassen werden: Er lässt sich gerne auf die Leute ein, auf Kinder, auf Menschen, die schreien und rufen. Fromme Juden dagegen, die mit Jesus redeten und ihn für sich haben wollten, die störte, dass er sich um Menschen kümmerte, die ihn brauchten. Wie der blinde Mann, der immer lauter rief: „Sohn Davids, hab` Erbarmen mit mir!“ Da schimpften die Leute: „Sei still!“ Und der Mann rief noch lauter. (Mk 10,48) Das hat Jesus nicht gestört, ganz im Gegenteil. Er hat den Mann zu sich gerufen. Und er hat ihm geholfen, hat ihm zugehört. Die Bibel erzählt: Jesus hat sogar dafür gesorgt, dass der Mann wieder sehen konnte. Jesus lässt sich durch so gar nichts stören.

Das ist es, was mein Glaube ausmacht: Ich weiß, dass es einen Gott gibt, den es nicht stört, wenn ich ihn brauche. Der für mich da ist, egal wann und in welcher Situation. Ich muss nur kommen. Und seine Antwort, die habe ich schon, die hat er mir in der Bibel gesagt: „Rufe mich an am Tag der Not!“ Das mach ich: Ich rufe zu Gott, lautstark, und weiß: das macht ihm nichts aus.

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