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Aufstehen
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Aufstehen

Uwe Groß
Ein Beitrag von Uwe Groß, Katholischer Diakon, Pfarrei St. Peter und Paul, Wiesbaden

Ein Freund von mir ist Gefängnisseelsorger. Er hat mir einmal erzählt, wie ein junger Pfarrer unfreiwillig die Gefangenen zum Lachen gebracht hat, aber auch zum Nachdenken. Er war ganz neu im Gefängnis. In seinem ersten Gottesdienst wollte er in der Kapelle zum Lesepult gehen, um da seine Predigt zu halten. Das war an einem Ostersonntag. Und da ist er über eine Stufe gestolpert und auf den Boden gefallen. Er musste selber darüber lachen und hat dann gemerkt: Auch die Gefangenen hatten ein Grinsen in ihren Gesichtern. Spontan hat er dann seine vorbereitete Predigt zur Seite gelegt und gesagt: „Liebe Leute, ich wollte euch doch nur zeigen, dass man wieder aufstehen kann, wenn man hingefallen ist“.

Aufstehen - Auferstehung. Das ist nicht nur an Ostern wichtig. Im Griechischen, in dem das Neue Testament geschrieben wurde, steht dasselbe Wort für beides: Aufstehen und Auferstehen. Und in katholischen Kirchen kann man das Fallen und Aufstehen ganz bildhaft sehen: Bei jedem Kreuzweg gibt es drei Stationen, an denen Jesus hinfällt und wieder aufsteht. Hinfallen und wieder Aufstehen. Das ist wohl für jeden Menschen eine wichtige Erfahrung. „Steh auf“ kommt in der Bibel über 100 mal vor. Menschen werden dazu ermutigt, ihre Krise oder Krankheit hinter sich zu lassen. Oft werden sie auch geheilt und können eine neue Perspektive für sich finden.

„Steh auf“. Aufstehen und Auferstehung: Die gibt es ja nicht erst im Tod. Aufstehen, das gibt es auch mitten im Alltag. Ich kenne das auch: Ich habe mich zum Beispiel ganz am Boden gefühlt, als ein geliebter Mensch gestorben ist. Oder als mich eine Krankheit über Wochen gelähmt hat. Aber dann hat mir dieses Wort geholfen: „Steh auf“. Ich gehe, wenn ich traurig bin, manchmal in eine Kirche und schaue mir den Kreuzweg an, die Stationen bei denen Jesus hinfällt und wieder aufsteht. Das gibt mir Kraft. Manchmal hilft mir auch ein Gespräch mit einem Freund, der nicht sofort Antworten hat, aber zuhören kann. Und oft genug hilft mir auch Musik oder wenn ich mich draußen in der Natur bewege. Dann passiert bei mir so etwas wie Auferstehung.

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