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Zurück in die Zukunft
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Zurück in die Zukunft

Norbert Mecke
Ein Beitrag von Norbert Mecke, Dekan, Evangelischer Kirchenkreis Melsungen
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Ich dachte immer: Zeitreisen gibt´s nur im Film. Als Kind meiner Generation habe ich immer Marty McFly vor Augen, der mit dem DeLorean „Zurück in die Zukunft“ reist.
Aber vor zwei Monaten wurde mein Opel Zaphira plötzlich ganz ohne Fluxkompensator zur Zeitmaschine. Ich bin mit einem Freund in der Nähe des Feriencamps entlanggefahren, in dem wir in den 80ern zwölf Tage auf Klassenfahrt waren. Und weil´s die Uhr hergab, dachten wir: „Ein Abstecher kann nicht schaden!“
Zum Glück hatte ich sie um – die Uhr. Beim Betreten des Freizeitgeländes musste ich erstmal auf Datum und Jahreszahl gucken. 2017! Aber: Gefühlt 1982. Es hatte sich nichts verändert: Weder der Rundbau, indem es abends immer Disco gab und wir ganz passend zum Teenie-Lebensgefühl „Rocking all´over the world!“ gröhlten. Auch nicht die Sechs-Mann-Zelte mit den spartanischen Betten und grauen Mini-Spinten. Die Unordnung in den Zelten hätte auch noch von uns sein können. Nicht mal die Baracke, in der die Lehrer damals wohnten, schien sonderlich renoviert. Selbst der Geruch war noch vertraut.
Und sofort waren alle Bilder da. „Weißte noch?!“ - Klar: Die vier Mädels, für die alle schwärmten, der Pokal beim Fußballturnier und die „Fruit-of-the-Loom“-Sweat-Shirts. Leider fielen uns mitten in aller Überschwänglichkeit aber auch die Mitschüler ein, die immer fertig gemacht wurden. Die würden die Zeitreise jetzt ganz anders erleben. Und plötzlich lag nicht nur der Geruch von einst in der Luft, sondern auch ein schlechter Nachgeschmack aus Traurigkeit und Schuld.
Haben Sie auch solche Orte? Wo Sie gerne mal wieder vorbeischauen würden – für das Gefühl von damals? Gibt´s bei Ihnen auch Lebensphasen, in die Sie als Zeitreisender gerne nochmal eintauchen würden, vielleicht auch mit dem Wunsch, alte Misstöne nachträglich verändern oder rückgängig machen zu können?
Mich hat´s aufgerüttelt: fröhlich und ernst zugleich.
Was war, war. Man kann´s nicht wirklich wiederholen. Auch nicht mehr verändern. Für die tollen Erinnerungen bin ich enorm dankbar aus dem alten Freizeitgelände gefahren. Aber auch neu aufmerksam für das, was ich damals manchem schuldig geblieben bin.
Wahrscheinlich wäre das an jedem Ort so, den ich per Zeitreise zurück in meine Lebensgeschichte ansteuern würde. Ich hoffe schon allein deshalb, dass es irgendwann wirklich „Zurück in die Zukunft“ geht. Dass Gott meine Zukunft ist, der mir zugleich auf der Lebensreise nachgeht; der Gutes bewahrt, Schuld vergibt und mich hoffentlich achtsamer macht.

„Weißt Du noch?!“ Er weiß. Denn er ist dabei. Auch heute. Und „All over the world“.

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