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Unsichtbare Fäden
Pixabay/rihaij

Unsichtbare Fäden

Claudia Sattler
Ein Beitrag von Claudia Sattler, Evangelische Pfarrerin, Herborn
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Eine Prinzessin steht am Frankfurter Hauptbahnhof. Sie ist vielleicht 5 Jahre alt und hat ein Prinzessinnenkleid an mit Schleifen und Glitzer. Sogar eine Krone trägt sie. Neben ihr steht ihre Mutter und drängelt und schimpft, weil die Prinzessin nicht weitergeht.

Dabei kann sie gar nicht weitergehen. Eine Schleife hat sich von ihrem Kleid gelöst. Und daraus hat sich ein fast unsichtbarer Nylonfaden an einem Schild verheddert. Doch der Retter naht: Ein Mann sieht den Faden, löst ihn von dem Schild und befreit die Prinzessin. Endlich kann sie mit ihrer Mutter weitergehen. Happy End.

So soll es im Leben immer sein, denke ich. Wenn ich mich im Leben verheddert habe, dann wünsche ich mir auch einen Retter. Einen, der alle Fäden in meinem Leben in Ordnung bringt und jeden Knoten löst.

Manchmal passiert mir das auch: Da öffnet mir das Gespräch mit meinen Freunden auf einmal die Augen und ich sehe, wo unsichtbaren Fäden mich festhalten und warum ich nicht weiterkomme.

Manchmal passiert das aber auch nicht. Dann hänge ich weiter fest. Und dann?

Drängeln, schimpfen und meckern – wie die Mutter der Prinzessin das getan hat – hilft nicht.

Aber einer, der genau hinschaut, der kann helfen. Manchmal ist es der beste Freund oder der Partner. Manchmal muss vielleicht jemand aus einer Beratungsstelle oder auch eine Ärztin hinschauen und helfen.

Und manchmal lösen sich Fäden in diesem Leben auch gar nicht mehr. Trotzdem glaube ich, dass auch da jemand hinschaut: Nämlich Gott. Und dass er die verworrenen Fäden und Knoten meines Lebens in Ordnung bringen wird. Und wenn er es jetzt noch nicht getan hat, dann macht er es am Ende. Denn ich glaube fest, dass Gott ein Happy End für mich hat.

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