Über sich hinauswachsen
„Mensch, da bist du aber echt über dich hinaus gewachsen“, habe ich neulich zu meiner Freundin gesagt. Das ist mir so rausgerutscht, als ich bei ihr zu Besuch war. Sie ist ganz kurzfristig umgezogen, weil sie Schimmel in ihrer Wohnung hatte. Sie bekam Asthma in der Nacht, und mit ihren drei kleinen Kindern wollte sie am liebsten keinen Tag länger da bleiben.
Das Problem war nur: Sie bauen gerade ein Haus, und ihr Mann ist jeden Tag auf der Baustelle. Trotzdem wird es erst in ein paar Monaten fertig sein. So lange wollte sie aber nicht mehr in dem Schimmel leben. Sie war so aufgebracht – und sie hat es geschafft: hat eine möblierte Wohnung für den Übergang gefunden. Hat Umzugskartons besorgt und ist mit allem, was sie zum Überleben brauchen, mal eben umgezogen. Aber es sieht toll aus – in ihrer Übergangswohnung. „Wie hast du das geschafft, so über dich hinaus zu wachsen?“, wollte ich wissen.
Sie hat gesagt: „Ich glaube, das Geheimnis ist, nicht lange nachzudenken, was ich an einem Tag schaffen kann. Ich vermute, das hätte mich eingeschränkt und begrenzt und mir den Mut genommen. Ich habe mich immer nur auf die nächsten Aufgaben konzentriert und getan, was ich konnte.“
Ja, denke ich mir: Genau so geht das: großes Schaffen: Schritt für Schritt, wie in einem Staffellauf. So habe ich es kürzlich in einer Predigt gehört. Jesus hat die Botschaft von Johannes dem Täufer empfangen und weitergegeben. Und so tut es die Kirche nun seit Generationen – und wächst über sich hinaus. Weit über das, was sie je geplant hätten.
Die Antwort meiner Freundin bestätigt mich in meiner Haltung, meine Energie auf das, was gerade ansteht zu richten. Und das in einem guten Geist zu tun, der mich selbst anfeuert und mir Energie gibt. Gerade in solch unsicheren Zeiten wie im Moment mit der Corona Krise, ist ein solcher Geist hilfreich.
