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Songs und Gespräche
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Songs und Gespräche

Christoph Schäfer
Ein Beitrag von Christoph Schäfer, Katholischer Religionslehrer, Rüsselsheim
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Es gibt Songs, die stellen wie auf Knopfdruck eine bestimmte Stimmung her. Sie können zum Beispiel richtig Energie geben. Morgens helfen sie mir aus dem Bett oder bringen mich abends gut in den Feierabend. Aber solche Songs können noch mehr: Sie sind perfekte Anlässe für wunderbare Gespräche.

Das hab ich vor kurzem mal wieder gemerkt: bei mehreren ebenso musikbegeisterten wie kommunikativen Gesprächsabenden in unserer Kirchengemeinde. Das Rezept für solche richtig wohltuenden Abende ist ganz einfach: Jeder bringt einen Musiktitel mit, der ihm viel bedeutet. Bei uns kamen übrigens vor allem die 60er bis 80er Jahre zu Ehren: Santana, Dire Straits, auch Obskures aus Reggae und Jazz. Dann wird reihum ein Titel vorgespielt. Und wir kommen ins Reden: über die Musik, über die Erlebnisse, die wir mit ihr verbinden. Und über uns selbst.

Einer erzählt etwa vom Aufbruch aus dem Elternhaus in den 70er Jahren: Das klapprige Auto kam im hessischen Hügelland schwer ins Schnaufen. Dafür war die Musik aus dem Kassettendeck umso antreibender. Gab Energie für den Neustart. Ein anderer erzählt von einer gegenteiligen Wirkung: Ein sanftes Stück hat ihm geholfen, in einer heiklen Situation die Ruhe zu bewahren und eine durchdachte Entscheidung zu treffen.

Es tritt bei diesem Musikhör-Ritual wirklich eine Art Lagerfeuereffekt ein, der wunderbare Gespräche ermöglicht: Die Musik inspiriert, sorgt für eine ganz besondere, kommunikative Stimmung. Man fühlt sich durch das gemeinsame Zuhören so vertraut, dass wir irgendwann im wahrsten Sinne des Wortes auch über „Gott und die Welt“ reden. Immer wieder sind die Songs selbst eine Brücke zu diesen Themen: Wir reden plötzlich bei Mike Oldfield-Klängen über die Frage, was nach dem Tod kommt. So, wie ich das mit 16 bei dem gleichen Stück gemacht hab.  Enorm viel Lebenserfahrung liegt jetzt zwischen unseren ersten Hörerfahrungen mit den Songs und den heutigen Musikabenden. Doch die Intensität ist die Gleiche.

Ich freue mich auf viele weitere solche Abende in dieser Runde. Denn ich habe wirklich wieder neu für mich entdeckt: Tolle Songs können tolle Gespräche anstoßen. Die ebenso im Ohr bleiben und gut tun.

 

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