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Singen mit der Seele
Wolfgang Heubeck/Pixabay

Singen mit der Seele

Irmela Büttner
Ein Beitrag von Irmela Büttner, Evangelische Pfarrerin, Offenbach-Bieber
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Seit ein paar Wochen sind wieder Gottesdienste in Kirchen zugelassen unter strengen Hygiene-Auflagen. Eine davon ist: Nicht singen! Durch Singen gibt es mehr Aerosole, die das Virus verbreiten könnten. Viele haben gesagt: „Wie soll das gehen, wenn wir nicht singen dürfen“. Ich singe selbst sehr gerne und konnte das gut verstehen. Und wie viele andere vermisse ich meinen Chor schmerzlich.

Singen verboten

Ein alter Text macht  mir Mut und gibt Geduld, das auszuhalten. Es ist ein Lied des protestantischen Liederdichters Paul Gerhardt. Er hat gedichtet:

Du meine Seele, singe, wohlauf und singe schön dem, welchem alle Dinge zu Dienst und Willen stehn. Ich will den Herren droben hier preisen auf der Erd; ich will ihn herzlich loben, solang ich leben wird.

Nicht mit dem Mund, mit der Seele singen

Paul Gerhardt sagt in diesem Lied: Ich kann mit der Seele singen. Ich finde, er hat Recht. Gerade jetzt, wo ich nicht mit dem Mund singen kann, spüre ich das. Meine Seele singt, wenn ich zum Beispiel Musik höre, wenn ich in meinen Garten schaue und sehe, wie alles grünt und blüht. Meine Seele singt auch, wenn ich mich freue, jemand anderes zu sehen, in echt, aber auch per Video. Meine Seele singt auch in traurigen Momenten. Und am schönsten, wenn ich besonders viel Liebe für einen Menschen empfinde.

Daran denke ich jetzt immer, wenn ich das Singen vermisse. Ich lasse meine Seele singen und meinen Mund nur dann, wenn ich zuhause bin. Ich glaube sogar: Wenn ich irgendwann wieder mit anderen singen kann, wird es für mich noch schöner als es vorher war, weil meine Seele mitsingen wird.

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