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Mütterlicher Gott
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Mütterlicher Gott

Maike Westhelle
Ein Beitrag von Maike Westhelle, Evangelische Pfarrerin, Studienleiterin, Hofgeismar
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Ich arbeite seit kurzem in der Schule und meine Fünftklässler sind so wunderbar begeisterungsfähig. Laut und quirlig, lebenslustig und neugierig. Immer wieder bringen sie mich mit ihren Fragen und Ideen auf neue Gedanken.

Die Kinder haben oft erstaunlich klare Ansichten. Das wurde mir deutlich, als wir darüber sprachen, wie sie sich Gott vorstellen. Vielen denken an Gott als Vater – klar, er ist ja der Vater Jesu. Aber Paule sagt, Gott sei auch wie eine Mutter. Und dann ging die Diskussion los!

"Wie ist es dann mit Maria als Mutter Jesu?", war eine Frage. "Und warum hat Jesus dann von Gott als Vater im Himmel gesprochen?"

Paule bleibt bei diesen Anfragen erstaunlich gelassen. Er hat eine klare Meinung: "Früher haben die Menschen gedacht, dass nur Männer stark sind, und dass Gott deshalb ein Mann sein muss. Aber heute wissen wir, dass Frauen und Männer gleich wichtig sind und gleich viel können. Außerdem steht am Anfang der Bibel, dass Gott Mann und Frau nach seinem Bild gemacht hat. Also ist er beides!"

Was für eine starke Argumentation von einem Fünftklässler! Damit hat Paule die anderen Kinder zum Nachdenken gebracht. Wir haben dann gemeinsam nachgeforscht: Dass Maria die Mutter Jesu ist, ist unbestritten. Aber vielleicht kann Gott ja für uns Menschen wie ein Vater und wie eine Mutter sein. In der Bibel gibt es verschiedene Bilder, die von Gott in einer weiblichen Form sprechen. Zum Beispiel erzählt die Bibel von Gott als Henne, die sich um ihre Küken kümmert. Und der Geist Gottes ist ursprünglich auch weiblich. In einem Punkt waren sich die Kinder einig: Gott ist kein Mann. Gott ist umfassender als die Vorstellung von Mann oder Frau.

Bei unserem Suchen hat Paule eine neue Lieblingsbibelstelle gefunden. Die, wo Gott sagt: "Ich werde euch trösten, wie eine Mutter tröstet." (Jes. 66,13)

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