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Mir geht es gut
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Mir geht es gut

Carmen Jelinek
Ein Beitrag von Carmen Jelinek, Evangelische Dekanin, Kirchenkreis Kaufungen
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Pepe ist ein kleiner, weißhaariger Mann mit freundlichen, wachen Augen. So um die 70 Jahre alt mag er sein. Ein kluger Mensch, intelligent und voller Herzenswärme. Er wirkt weit in seinen Gedanken und sehr interessiert an Gesprächen. Pepe stammt aus Spanien und gehört einem katholischen Orden an.  Ich habe ihn kürzlich in seiner Heimat kennengelernt. Er war sehr zugewandt. Wir sprachen über Gott und die Welt. Das gute Miteinander von katholischer und evangelischer Kirche liegt ihm sehr am Herzen. Pepe hatte sich viel Zeit genommen für unser Gespräch. Seine fröhlichen Augen waren auch bei schwierigen Themen hoffnungsvoll.

Auf die Frage: „Wie geht es Dir?“ antwortet er: „Wenn es Dir gut geht, dann geht es mir auch gut!“ Im ersten Augenblick war ich verblüfft über seine Antwort.

Was hat mein Ergehen mit ihm zu tun? Warum hängt sein Befinden daran, wie es mir geht?

Den meisten Menschen scheint es doch erst einmal wichtig zu sein, dass es ihnen selbst gut geht. Sie sorgen sich darum, dass sie gesund sind, gut abgesichert für das Alter, dass die Beziehungen stimmen und die Arbeit nicht zu viel wird.

Bei Pepe ist das anders. Sein Glaube trägt ihn. Er hat keine Angst um sich. Er vertraut Gottes liebevoller Zuwendung und braucht deshalb nicht ständig auf das Eigene zu schauen. Er hat einen Blick für die anderen. Er hat begriffen, dass man sich auf dieser Welt nicht allein sehen kann. „Wir gehören doch alle zusammen, sagt er. Wir stehen immer in Beziehung, letztendlich zu allen Menschen. Die Not der anderen hat Auswirkungen auf uns. Da ist es ganz gleich, welche Religion wir haben, ob wir Christen, Juden oder Moslems sind. Wir alle sind Menschen.

Pepe engagiert sich auch in der Flüchtlingsarbeit. Dabei liegt ihm daran, dass es den Flüchtlingen gut geht. Auch andere denken wie Pepe. Ihr Wohlbefinden können sie nur genießen, wenn es anderen gut geht. Pepe sagt: „Wenn die Menschen in Syrien nicht mehr wissen, wovon sie leben sollen und ihre zerstörten Häuser hinter sich lassen und fliehen, weil sie Angst um ihr Leben haben, hat das doch Auswirkungen auf Europa. Wir können doch nicht zufrieden auf einer Insel der Glückseligen sitzen während andere Unglück erleiden. Klar kann Pepe nicht alle retten, aber einen Menschen hat er sich gesucht, um dessen Gutgehen er sich sorgt:

Er sagt mir. „Ich habe lange für Abu Kader gebetet, der sehr krank war nach seiner Flucht. Er brauchte viel Geduld und wir auch, als wir ihm beistanden. Manchmal dachte ich, es wird zu viel. Es ist genug. Doch nun ist er gesund geworden. Er kann seinen Weg weitergehen. Die großen Sorgen um ihn sind erst einmal zu einem guten Ende gekommen. „Mir geht es gut, weil es ihm wieder gut geht.“ Ein schöner Lebensblick – den möchte ich auch einnehmen!

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