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Fühlen, ein Mensch zu sein
Bildquelle: Emily Heidt/Pixabay

Fühlen, ein Mensch zu sein

Michael Becker
Ein Beitrag von Michael Becker, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Diesmal Weihnachten sind sie zu dritt, liebe Hörer. Ihr Baby kam im März zur Welt, kann also schon staunen über die Lichter am Baum. Ein wunderbares Gefühl, sagt die Mutter. Der Vater stimmt zu. Man fühlt das Leben anders, sagt sie. Als beginne alles von vorn. Das habe ich als Kind ja nicht gemerkt, wie mein Leben anfing. Jetzt merke ich es, sagt sie. Und meint Berührungen, bei denen ihr Kind lacht; auch den Schmerz, der für ihr Kind gleich die ganze Welt ist. Wie man sich ansieht und erkennt. Wie ein Gesicht strahlt. Und gerade jetzt, zu Weihnachten, meint die Mutter sogar, sie könne Gott besser verstehen. Vielleicht wollte Gott auch mal fühlen, sagt sie; fühlen wie ein Mensch.

Das könnte sein. Dass auch Gott fühlen wollte - wie es ist, als Mensch zu leben. Als Kind, als Junge, als Erwachsener. Wie es ist, berührt zu werden, umarmt, auch weggestoßen. Wie sich Gras anfühlt und Kälte; wie man streichelt. Mensch sein heißt fühlen, sich und andere. Spüren, wie Tränen schmecken und Liebe wärmt. Also erwählt sich Gott ein Paar, Maria und Josef, und kommt zur Welt. Als Mensch. Manchmal stark, aber auch verletzbar. So könnte es gewesen sein, damals, in Bethlehem. Da war bestimmt noch mehr in Gottes Sinn, aber das eine wohl auch: Gott wollte fühlen, ein Mensch zu sein. Wie es ist, einander zu beschützen mit Händen und Herzen. Das ist doch immer das Wichtigste im Leben: Weniger Furcht zu haben. Und dass auch wir Großen einander behüten - wie Maria und Josef ihr Kind.

Ich wünsche Ihnen gesegnete Weihnachten.

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