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Frohsinn oder Wohlstand - Alles Gute zum Geburtstag
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Frohsinn oder Wohlstand - Alles Gute zum Geburtstag

Rüdiger Kohl
Ein Beitrag von Rüdiger Kohl, Evangelischer Pfarrer, Frankfurt-Bockenheim
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Heute hat mein Freund Martin Geburtstag. Wegen der Corona-Auflagen kann er diesmal nicht groß feiern. Aber wir werden uns am Wochenende draußen treffen. Dann kann ich ihm persönlich gratulieren. Im letzten Jahr gab es eine größere Runde. Und wir haben ihm natürlich ein Ständchen gesungen. Wie immer war es der Kanon „Viel Glück und viel Segen auf all deinen Wegen.“ Einige haben dann weitergesungen: „Gesundheit und Frohsinn sei auch mit dabei.“ Zwei andere Freunde haben gesungen: „Gesundheit und Wohlstand sei auch mit dabei.“

Frohsinn oder Wohlstand?

Es gibt eben zwei Versionen von diesem Lied. Einmal wird Frohsinn gewünscht, das andere Mal Wohlstand. Ist eine davon richtig und die andere falsch?

Wohlstand: Frei von den schlimmsten materiellen Sorgen

Der Musiklehrer Werner Gneist hat die Melodie und den Text geschaffen, Ende der neunzehnhundertzwanziger Jahre. Als er „Viel Glück und viel Segen“ gedichtet und komponiert hat, war er etwa 30 Jahre alt. Er hatte damals ausdrücklich gedichtet: „Gesundheit und Wohlstand“. Unter Wohlstand hat Werner Gneist nicht ein Leben in Saus und Braus verstanden. Sondern ein Leben für das Geburtstagskind, das in bescheidenem Maße ein Auskommen bietet. Frei von den schlimmsten materiellen Sorgen.

Das ist wirklich ein schöner Wunsch für einen Menschen, der Geburtstag hat: sich auch in Zukunft keine finanziellen Sorgen machen zu müssen. Doch viele Menschen scheuen sich davor, „Wohlstand“ zu wünschen. Aus Angst, bei anderen als Materialisten zu gelten. So ist vermutlich auch die zweite Version mit dem Wunsch nach Frohsinn statt Wohlstand entstanden.

"Für mich ist Wohlstand ein völlig unbefangenes Wort."

Bischof Bedford-Strohm ist Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland und mag dieses Lied. Er gehört zu denen, die die Version mit Wohlstand singt. In einem Buch schreibt er: „Für mich ist Wohlstand ein völlig unbefangenes Wort. Denn es ist das, was für mich das biblische Wort Shalom ausdrückt.“ (H. Bedford-Strohm, Jonas Bedford-Strohm, Wer’s glaubt, wird selig, Freiburg 2013 S. 23).

Wohlstand meint Wohlergehen

Soweit der Bischof, und ich stimme ihm zu, denn Shalom ist in der Bibel der Frieden, den Gott allen Menschen schenkt. Dieser Frieden  ist da, wo es gerecht zugeht. So verstanden, geht es bei Wohlstand nicht nur um mich. Sondern auch um die anderen Menschen. Eine Vision von einem guten Leben für alle, von Sicherheit und Wohlergehen.  Das ist ein Wohlstand, der eben nicht meint „möglichst viel Geld haben“. Sondern der meint, ein Leben führen zu können, in dem sowohl Frieden als auch Gerechtigkeit im Zentrum stehen. 

Wohlstand und Frohsinn seien auch mit dabei

In heilen Beziehungen mit den Mitmenschen leben und genug zum Leben haben: Das ist für mich Shalom. Das wünsche ich meinem Freund Martin, wenn ich ihm zum Geburtstag gratuliere. Deswegen singe ich aus vollster Überzeugung: Viel Glück und viel Segen auf all deinen Wegen. Gesundheit und Wohlstand sei auch mit dabei.“ Und wenn jemand anderes „Frohsinn“ singt: umso besser. Der gehört auch dazu.

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