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Exklusiv
Erich Westendarp/Pixabay

Exklusiv

Daniel Lenski
Ein Beitrag von Daniel Lenski, Evangelischer Pfarrer, Königstein-Falkenstein
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Heute ist vieles exklusiv. Exklusive Einladungen, exklusives Angebote! Ich wundere mich darüber immer. Das Wort „Exklusiv“ kommt aus dem Lateinischen und heißt übersetzt: ausschließen. Es ist also eine ausschließende Einladung, ein ausschließendes Angebot.

Lieber inklusive Einladungen

Ich mag lieber inklusive Angebote. Einladungen, die einbeziehen und für alle offen sind. So habe ich zum Beispiel einige Kirchen in den USA erlebt, wo ich eine Zeit lang gewohnt habe. Da gibt es Gemeinden, die vor ihrer Kirche eine Regenbogenfahne gehisst haben. Der Regenbogen ist in der Bibel ein Zeichen dafür, dass Gott einen Bund mit den Menschen geschlossen hat. Und die bunten Farben des Regenbogens stehen dafür, wie verschieden Menschen sind und dass sie mit ihrer Verschiedenheit alle gleich dazu gehören. Frau, Mann, alt, jung und mittelalt, mit dunklerer und hellerer Hautfarbe, hetero, homo oder queer. Gemeinden mit einer Regenbogenfahne an ihrer Kirche wollen nicht exklusiv, sondern inklusiv sein. Deshalb beschäftigen sie sich intensiv mit der Frage, wie man einladen kann statt auszugrenzen. Und sie setzen nach außen das Zeichen: „Du bist willkommen. Egal, wer du bist und wie du aussiehst. Ohne Wenn und Aber.“

Unterschiede sollen nicht trennen

Solche inklusiven Gemeinden berufen sich auf den Apostel Paulus in der Bibel. Der hat sinngemäß geschrieben: Wo Menschen Gottes Liebe in Jesus Christus finden, da trennen die Unterschiede nicht mehr. Da ist nicht mehr wichtig, ob jemand Mann oder Frau ist, ob jemand vermögend ist oder eher arm. Es ist nicht mehr wichtig, woher er oder sie kommt. Was zählt, ist die Verbindung zu Gott und die Gemeinschaft untereinander. Wörtlich heißt das in der Bibel: „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.“ (Galater 3,28)

So soll Kirche sein. Eine Gemeinschaft, in der Stand, Herkunft und Geschlecht nicht entscheidend sind. Jede und jeder ist willkommen. Alle können mitmachen.

Kirche sollte nicht exklusiv sein

So soll Kirche sein. Aber so ist sie oft nicht. In vielen Kirchen können Frauen auch heute nicht Priesterinnen und Bischöfinnen werden. Und wer sich als homosexuell oder queer bezeichnet, macht nicht selten in christlichen Gemeinden die Erfahrung, dass andere Christen ihn ausgrenzen.

Wenn ich den Apostel Paulus in der Bibel richtig verstehe, ist die Kirche gerade kein exklusiver Club. Alle dürfen ihr angehören und sich in ihr engagieren. Es geht darum, einzuschließen, nicht auszuschließen. Wie gesagt: Ich mag inklusive Angebote. Ob mit Regenbogenfahne oder ohne: Ich fühle mich an Orten wohl, an denen alle willkommen sind. 

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