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Erzählen von dem, was mich froh macht
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Erzählen von dem, was mich froh macht

Uwe Groß
Ein Beitrag von Uwe Groß, Katholischer Diakon, Pfarrei St. Peter und Paul, Wiesbaden
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„Wovon das Herz voll ist, davon läuft der Mund über.“(Matthäus 12,34f) Der Satz ist zum Sprichwort geworden, und er stammt, wie viele andere aus der Bibel. Und ich kenne das von mir: Wenn ich etwas Gutes erfahren habe, dann muss ich das anderen erzählen. Neulich zum Beispiel bin ich zum Wiesbadener Staatstheater gegangen in der Hoffnung, noch einige Restkarten für den „Ring des Nibelungen“ zu bekommen. Ich hatte mich schon innerlich darauf vorbereitet, dass es wahrscheinlich nichts mehr geben wird, zumal die Sitzplätze durch die Corona- Auflagen stark limitiert worden sind und der Ring nur wenige Male gespielt wird. Aber ich hatte Glück - und nicht nur, dass ich den Mann an der Kasse hinter seiner Plexiglasscheibe am liebsten umarmt hätte, nein, ich habe das sofort freudestrahlend ein paar lieben Menschen per whatsapp mitgeteilt und bin fröhlich mit meinen Karten nach Hause gefahren.

Freud und Leid teilen

„Wovon das Herz voll ist, davon läuft der Mund über“, das ist im Schönen so und bei mir auch im Traurigen. Als es mir vor zwei Jahren krankheitsbedingt ziemlich schlecht ging, hatte ich dringend das Bedürfnis, mit einigen Menschen zu reden. Ich hab ein paar Freunden von meiner Traurigkeit und Niedergeschlagenheit erzählt, und auch das hat mir gutgetan und dazu beigetragen, dass ich wieder auf die Beine gekommen bin.

„Wovon das Herz voll ist, davon läuft der Mund über“. Mein alter Religionslehrer hat einmal den Satz gesagt: „Der Mensch lebt im Mit-teilen.“ Meistens möchte ich meine Lebensgefühle einem anderen mitteilen, zwar nicht jedem und auch nicht bei jeder Gelegenheit. Aber alles nur mit mir selbst ausmachen, das will ich nicht. Ich spüre dabei, ob mir jemand wirklich zuhört und Empathie zeigt. Und dann muss der andere mir eigentlich auch nicht viel sagen: Allein, dass ich etwas mir Wichtiges ihm oder ihr sagen kann, tut gut.

Missionieren heißt, die anderen von der frohen Botschaft begeistern

„Wovon das Herz voll ist, davon läuft der Mund über.“ Morgen ist Weltmissionssonntag in der katholischen Kirche. Da geht es darum, die Botschaft des Glaubens weiterzusagen. Bei Mission denke ich auch sofort an die Missionierungen im Rahmen des Kolonialismus früherer Jahrhunderte, in denen die Menschen mitunter zwangsmissioniert wurden. Dies empfinde ich als eine Perversion der Missionierung.

Denn im Kern geht es bei Missionierung eigentlich darum, davon zu erzählen, wovon das Herz voll ist. Aber nicht aufdringlich und nicht als Zwang. Ich denke, so hat Jesus das auch damals gemeint, als er gesagt hat: „Geht hinaus und verkündet allen Völkern die frohe Botschaft“ (Markus 16,15). Ich verstehe das so: Erzählt, wovon euer Herz voll ist! In diesem Sinne, glaube ich, können wir auch heute in der Kirche noch von Mission reden: Ich erzähle, wovon mein Herz voll ist!

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