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Die Unterlegenen
Foto: Beate Hirt

Die Unterlegenen

Pia Arnold-Rammé
Ein Beitrag von Pia Arnold-Rammé, Katholische Pastoralreferentin, Referentin für Sozialpastoral, Frankfurt
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Diese Woche gab es ja mal wieder ganz großes Kino auf der politischen Bühne. Mir ging dabei vor allem eine Frage durch den Kopf: Wie ging es wohl den Unterlegenen, Markus Söder und Robert Habeck? Robert Habeck hat ja jetzt auch öffentlich zugegeben: Es war für ihn der schmerzhafteste Tag seiner politischen Laufbahn.

Schmerz und Wut beim Verlieren

Ein bisschen kenne ich solchen Schmerz auch: Ich habe mich zum Beispiel mal um eine Stelle beworben und wurde nicht genommen. Oder ich wollte eine andere, bessere Stelle, und ein Kollege wird vorgezogen. Und besonders tragisch ist es doch, wenn ich den oder die Mitbewerber*in auch noch kenne. Da denk ich dann schon auch mal: Niemals kann der- oder diejenige das doch so gut wie ich! Trotzdem: am Ende bin ich die Verliererin. Das ist eine ziemliche Kränkung. Ich bin beleidigt, wütend, fühle mich ungerecht behandelt. Wie komme ich da nur wieder raus?

Kain erschlägt Abel

Es gibt eine Geschichte in der Bibel, da endet das ziemlich krass: Kain erschlägt seinen Bruder Abel (Genesis / 1. Buch Mose 4,1-16). Beide bringen Gott ein Opfer dar, doch der Rauch von Kain steigt nicht zum Himmel auf, der von Abel aber schon. Er interpretiert es so: Gott will sein Opfer nicht, das von Abel aber schon. Vermutlich kennt er das auch schon. Sein Bruder wurde immer bevorzugt, er hat meistens das Nachsehen. Und jetzt macht Gott noch mit bei dieser Zurücksetzung. Da wird er so wütend, dass er seinen Bruder umbringt.

Wie mit der Wut umgehen?

Das ist natürlich eine extreme Geschichte. Aber diese Gefühle von Benachteiligung, Wut bei Misserfolgen, Ärger auf den Konkurrenten, das kenne ich auch. Wie damit umgehen? In der Geschichte straft Gott Kain für diese Tat, aber er gibt ihm auch eine neue Chance.

Neue Chance für die Unterlegene

Ich bekomme eine neue Chance, das hilft auch mir. Und vielleicht ändert sich ja manche Zurücksetzung auch zum Guten: Ich bekomme eine neue Chance: auf eine Stelle, die vielleicht viel besser zu mir passt. Oder ich merke: Eigentlich war diese Stelle, dieses Amt gar nichts für mich; was ein Glück, dass es nicht geklappt hat. Und wenn meine Wut und mein Ärger verflogen sind, kann ich vielleicht sogar erkennen: Der Kollege ist eigentlich ein ganz netter Typ, mit dem man prima zusammen arbeiten kann. Erkenntnisse dieser Art wünsche ich auch den unterlegenen Kandidaten im Politstreit.

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