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Die Qual der Wahl – die Suche nach dem Guten bringt Überraschungen, denn manchmal kommt es einfach zu mir
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Die Qual der Wahl – die Suche nach dem Guten bringt Überraschungen, denn manchmal kommt es einfach zu mir

Ute Zöllner
Ein Beitrag von Ute Zöllner, Evangelische Pfarrerin i.R., Pastoralpsychologin, Kassel
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Die Qual mit der Wahl, das Problem kenne ich auch. Da geht es mir so wie Mona, von der die Geschichte erzählt. Angestrengt sucht sie das Allerbeste, aber am Ende macht sich das Gute von selber auf den Weg zu ihr.

Mona sitzt mit ihrer Familie im Restaurant. Es ist Sonntag. „Sucht euch was Schönes aus“, meint der Vater „etwas, was euch so richtig gut schmeckt.“ Der Vater ahnt nicht, dass seine Einladung zu einer Qual der Wahl für seine Tochter wird. Max, ihr Bruder, weiß sofort, was er essen möchte: „Für mich Schnitzel mit Pommes!“ Pommes sind sein Lieblingsgericht - mit Schnitzel wird ein Festessen daraus. Mona dagegen, seine Schwester, blättert in der Speisekarte unschlüssig hin und her. Ihr Blick wandert von einem Gericht zum anderen. Die Eltern sind ins Gespräch vertieft. Der Ober bringt schon mal die Getränke und verteilt sie auf den Tisch. Jetzt haben sich auch die Eltern entschieden. Max hampelt auf dem Stuhl und klopft mit dem Löffel auf dem Tisch herum.

„Sei still“, zischt ihn Mona an. „Wenn du hier so einen Krach machst, kann ich mich noch schlechter entscheiden. Hör auf damit.“ „Was suchst du denn nur?“, fragt der Vater nach. „Jedenfalls nichts mit Fleisch“, lautet die Antwort von Mona.

„Auf dieser Seite gibt es doch eine Riesenauswahl.“ Nun schaltet sich auch die Mutter ein. „Da ist doch nicht nur dieses eine Gericht. Jetzt mach es nicht so kompliziert mit der Suche.“ „Drängt mich nicht so“ Mona verteidigt sich „sonst kann ich nicht überlegen.“

Max meint: „Halt doch einfach den Finger drauf.“ So zum Beispiel: Er nimmt seinen Daumen, schiebt ihn mit Schwung über die laminierten Seiten der Speisekarte. Dann stoppt er ab. Zack, sein Daumen bleibt bei der Gemüsepfanne hängen.“ „So einfach ist das!“ Er grinst seine Schwester an. „Mit Denken kommst du da nicht weiter.“

Mona reicht es. Am liebsten würde sie aufstehen und rauslaufen. Warum versteht bloß keiner, dass sie das Allerbeste von der Speisekarte finden möchte. Was ist daran schlimm? Sie schluckt: „Ihr versteht mich eben nicht.“

„Ach Mona, nun komm schon“, der Vater zwinkert ihr zu, „streng dich nicht so an. Du kannst der Küche hier vertrauen.“ Da durchfährt es sie. „Ich weiß jetzt, was ich esse. Steht doch da - auf dem Schild neben der Garderobe. Ich esse Risotto mit Pilzen. Schmeckt sicher richtig gut. Und bestimmt nicht besser, wenn ich darüber nachdenke.

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