Ihr Suchbegriff
Beitrag anhören:
Die letzte Parklücke und das Jüngste Gericht
Pixabay

Die letzte Parklücke und das Jüngste Gericht

Ingo Schütz
Ein Beitrag von Ingo Schütz, Evangelischer Pfarrer, Oberursel-Bommersheim
Beitrag anhören:

Wie fies! Die letzte Parklücke hat mir jemand vor der Nase weggeschnappt. Fährt einfach rein, obwohl ich schon lange den Blinker gesetzt habe. Grinst mich beim Aussteigen sogar noch an: Ätsch, die kriegst du nicht!

Die Sehnsucht nach Gerechtigkeit ist so alt wie die Menschheit

In solchen Momenten sehne ich mich nach Gerechtigkeit. Auch wenn das ja eine Lappalie ist mit der Parklücke. Viel schlimmer, wenn in großem Maßstab diejenigen ungeschoren davonkommen, die anderen etwas wegnehmen. Gerechtigkeit; Fehlanzeige. Dabei ist die Sehnsucht nach Gerechtigkeit so alt wie die Menschheit selbst.

Das Jüngste Gericht: Jesus als Richter

Im christlichen Glauben gibt es die Vorstellung vom Jüngsten Gericht. Am Ende ist Jesus Christus der Richter und wird für Gerechtigkeit sorgen. In einer Kirche in Kronberg ist das auf einem Wandgemälde bunt dargestellt. Jesus steht als Richter mit einem scharfen Schwert in der Mitte. Zu seiner Linken werden die Bösen nach ihrem Tod vom Teufel gepiesackt. Zu seiner Rechten springen die frommen Seelen ins Paradies.

Hier die Guten, da die Bösen - auf welcher Seite stehe ich?

Manchmal wünsche ich mir, Gott schafft so Gerechtigkeit. Aber das Bild macht auch Angst. Hier die Guten, da die Bösen. Fragt sich: Wo komme ich hin? Ich bin ja selbst nicht immer nur gut. Wie war das neulich mit dem Einkaufswagen, den ich mir geschnappt habe, weil ich es so eilig hatte – dabei sah ein anderer so aus, als hätte er schon lange gewartet. Eine Lappalie, wenn auch kein sympathischer Zug von mir. Und bestimmt verhalte ich mich auch sonst mal unfair, ohne dass ich es merke. Auf einmal bin ich mir nicht mehr sicher, auch welcher Seite ich stehe.

Vergebung und nicht Bestrafung

Auf dem Bild in der Kronberger Kirche steht Jesus in der Mitte. Von ihm glaube ich, dass er das Gute will und nicht das Böse. Vergebung und nicht Bestrafung. Auf dem Bild verwandelt sich sein Schwert am Ende in eine Lilie, in ein Friedenszeichen. So verwandelt er auch immer wieder Ungerechtigkeit in etwas Gutes. In anderen Menschen und in mir.

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren