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Bauchschmerzen
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Bauchschmerzen

Martin Vorländer
Ein Beitrag von Martin Vorländer, Evangelischer Pfarrer und Senderbeauftragter für den DLF, Frankfurt

„Immer hängen überall deine Sachen rum“, schimpft Ralf. „Deine Blusen an der Türklinke. Auf dem Stuhl ein ganzer Stapel Hosen und Röcke. Du machst aus unserer Wohnung einen einzigen Kleiderschrank!“ Angelika verdreht die Augen: „Und du meinst, das soll ich jetzt alles noch aufräumen. Ich bin sowieso schon spät dran.“

Sie schiebt hinterher: „Und überhaupt, ich werfe dir auch nicht dauernd an den Kopf, was mich stört!“ Ralf wettert zurück: „Na, was denn?“ Angelika geht zur Wohnungstür: „Wenn ich das alles aufzähle, komme ich erst recht zu spät. Danke für den Ärger! Jetzt darf ich wieder mit Bauchschmerzen zur Arbeit gehen.“ Ralf ruft ihr hinterher: „Jetzt bin ich also auch noch an deinen Bauchschmerzen schuld!“ Doch Angelika ist schon aus dem Haus. Und Ralf merkt, dass auch ihm der Ärger auf den Magen schlägt.

Der Bauch ist sensibel. Das ging schon den Menschen in der Bibel so. Da klagt eine Frau Gott ihre Trauer. „Meine Eingeweide verkrampfen sich“, sagt sie (Klagelieder 2,11). Ein Priester im Alten Testament beschreibt, wie es sich anfühlt, wenn einer dem anderen Vorwürfe oder böse Worte an den Kopf wirft. Er sagt: „Sie dringen ein bis ins Schlafzimmer des Bauches.“ (Sprüche 18,8) Was ein anderer über mich sagt, prallt nicht einfach an mir ab. Die Worte können tief gehen. Streit am Morgen kann den ganzen Tag vergällen.

Der Bauch ist in der Bibel aber auch der Sitz der Barmherzigkeit. Sozusagen aus dem Bauch heraus geht Gott barmherzig mit unseren Fehlern um. Aus dem Bauch heraus kann auch ich versuchen, den anderen so zu nehmen, wie er eben ist.

Am Abend sagt Ralf zu Angelika: „Weißt du: Ich will nicht immer meinen Ärger runterschlucken.“ Angelika antwortet: „Das verstehe ich. Und ich will nicht morgens von dir mit Nörgeln und Quengeln überzogen werden, sondern mit einem guten Bauchgefühl in den Tag starten.“ „Okay“, meint Ralf. „Ich versuche, mich nicht so aufzuregen. Und mit Dir in Ruhe zu reden, nicht morgens Vorwürfe zu machen.“ „Na gut“, seufzt Angelika. „Und ich versuche, meine Kleider nicht über jeden Stuhl zu hängen. Mal sehen, ob ich das schaffe …“

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