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Aus Liebe leuchten
Bildquelle:Pexels/Pixabay

Aus Liebe leuchten

Gabriele Heppe-Knoche
Ein Beitrag von Gabriele Heppe-Knoche, Pfarrerin, Leitung Evangelisches Forum Kassel
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In der Galerie `Alte Meister` im Schloss Wilhelmshöhe in Kassel ist seit April eine Sonderausstellung zu sehen. Sie zeigt Gemälde von Rembrandt. Eines der bedeutendsten in der Galerie ist das Porträt von Saskia van Uylenburgh, seiner Ehefrau. Ein berühmtes Bild. Wunderbar gehängt in dem abgedunkelten Raum. Hier kann es leuchten. Dieses Leuchten macht Rembrandts Bilder so besonders. Ich habe lange davor gesessen und es angeschaut.
Ein Seitenporträt. Der rote Hut mit breiter Krempe passt perfekt zur Farbe des Kleides. Es entspricht nicht der damals üblichen Mode. Rembrandt hat seine Frau extra in Szene gesetzt, herausgehoben aus der Alltagswirklichkeit. Ein überaus kostbares Kleid, reichlich verziert, Schmuck im Haar. Er hat sie eingehüllt in Kostbarkeiten. Aber durch all dies leuchtet sie selbst hindurch, von innen. Ihr Gesicht in einem warmen Licht, der Blick in sich selbst versunken. Mit wie viel Liebe der Maler sie wohl angesehen hat als er sie porträtierte? Da ging es ihm nicht um ein Ideal von Schönheit und Ebenmäßigkeit. Ganz offensichtlich. Deutlich erkennt man die etwas knubbelige Nase und das Doppelkinn. Heutzutage hätte man das retuschiert. Das ist ganz einfach zu machen. Ein paar Falten hier entfernen, ein paar Pfunde weniger auf den Hüften, das Haar über der Stirn ein bisschen voller. Und schon kommt das Bild unseren Schönheitsidealen näher.
Rembrandt hätte das auch tun können. Aber das brauchte er nicht. Die Liebesgeschichte zwischen ihm und Saskia war auch für die damalige Zeit schon besonders und legendär. Auch wenn sie nur 10 Jahre miteinander hatten, weil Saskia schon sehr früh starb. Mir scheint, dieses Leuchten zeigt die Liebe in dem Bild, ein Leuchten, bei dem es dem Betrachter warm ums Herz wird.
In einem Gebet heißt es von Gott: „Du schaust mich an und ich lebe aus diesem Blick.“ So wie in dem Rembrandtgemälde stelle ich mir auch mein Leben vor Gott vor. So angesehen werden, voller Liebe, und nicht taxiert und bewertet. Da geht der Blick auf den ganzen Menschen und hängt sich nicht an Äußerlichkeiten auf. Da darf ich so unvollkommen sein, wie ich bin.
So angesehen zu werden, das ist es, was Menschen leuchten lassen kann.
In jedem Lebensalter. Alte Menschen, Großeltern, erwachsene Männer und Frauen, Eltern und Kinder, junge Menschen auf der Suche nach der ersten großen Liebe.
Alle Gottes Kinder, die unter seinem liebevollen Blick leben und leuchten dürfen.

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