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Aufkleber am Auto
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Aufkleber am Auto

Clemens Weißenberger
Ein Beitrag von Clemens Weißenberger, Katholischer Pastoralreferent, Frankfurt

Einer meiner Jugendfreunde ist nach der Schule zur Polizei gegangen. Als erstes hat er sich einen Aufkleber der Polizeigewerkschaft besorgt. Und er hat mir dann auch erklärt, warum er den sofort aufs Auto klebt: „Dann bekomme ich keine Knöllchen und werde auch sonst nicht kontrolliert…“, meinte er im Brustton der Überzeugung.

Bis heute bin ich skeptisch: Nur, weil er einen Aufkleber der Gewerkschaft der Polizei auf seinem Auto hat? Aber immerhin hat er damit auch gezeigt, wozu er gehört. Und das steckt ja oft in einem Abzeichen oder Aufkleber: Dazu gehöre ich, das mag ich, dazu stehe ich: Das Wappen meines Lieblingsvereins auf meinem Kofferraum. Ein schwarzer Adler, der für Eintracht Frankfurt steht. Und dann habe ich noch im Auto ein kleines Reisekreuz und eine Christopherusplakette. Der Christophorus ist der Schutzheilige der Reisenden und Autofahrer. Solche Plaketten, die sehe ich auch oft, genauso wie Fische, die als Symbol dafür stehen, dass den Insassen ihr Glaube an Christus wichtig ist.

Ich frage mich: Schützen diese Aufkleber denn? Im engen Sinn bestimmt nicht, denn: So wie der Polizeiaufkleber nicht Kontrollen verhindert, kann der religiöse Aufkleber keinen Unfall vermeiden. Oder vor Radarfallen warnen. Ist Gott mehr bei dem, der an seinem Auto sein Zeichen draufklebt?

Immerhin, denke ich, ist es eine gute Idee, etwas mit mir zu haben, was mir heilig ist. Das kenne ich von vielen meiner Freunde: Die haben Fotos von Kindern oder der Frau im Geldbeutel, oder sie nehmen ein Familienbild als Bildschirmschoner fürs Handy. Und das finde ich toll: So denken sie automatisch an die, die ihnen wichtig sind. Das bringt Glück, davon bin ich überzeugt. Nicht als billige Magie, aber das Glück, das zum Beispiel mein Freund empfindet, wenn er seine Tochter auf dem Bild im Portemonnaie anschaut, das holt er sich ganz oft am Tag. Das erinnert ihn daran, dass er gebraucht wird, als Vater. Für wen er wichtig ist. Und hoffentlich denkt er auch daran, wenn er zum Beispiel ins Auto einsteigt. Und fährt dann ein bisschen vorsichtiger.

Ich merke: Das Bild vom Christophorus ist so etwas für mich wie ein kurzes Gebet, wenn ich ins Auto steige: Lieber Gott, sei bei mir! Ich weiß, dass du da bist und nur Gutes für mich willst und auch für die, die mir am Herzen liegen. Lass mich bitte wachsam sein, aufmerksam, um sicher zu meinem Ziel zu kommen. Und vor allem gesund. Weil auch ich noch gebraucht werde.

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