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Endlich Frieden!
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Endlich Frieden!

Clemens Weißenberger
Ein Beitrag von Clemens Weißenberger, Katholischer Pastoralreferent, Frankfurt

Wie lange dauerte der Dreißigjährige Krieg? An diesen Witz aus meiner Schulzeit erinnere ich mich. Aber ich gebe zu: sonst weiß ich nicht mehr viel. Immerhin, der Prager Fenstersturz, der heute vor 400 Jahren war, ist mir ein Begriff. Aber dann? Zum Jubiläum habe ich mir ein Buch zum Dreißigjährigen Krieg gekauft und lese es.

Inzwischen weiß ich: Protestantische Vertreter der Stände, also der Berufe in einer Stadt, haben den kaiserlichen Statthalter und den Schreiber in Prag als Protestaktion aus dem Fenster geworfen. Weil beide katholische Vertreter des Kaisers waren. Denen ist nicht Schlimmes passiert. Die Folgen aber waren schrecklich: erst Aufstände in Böhmen, dann dreißig Jahre lang Krieg in ganz Europa.

In diesem Krieg blieb vieles unklar: Wer kämpfte gegen wen, wechselte die Fronten, ließ sich für Geld kaufen. Eines aber war klar: Soldaten und Armeen wüteten und plünderten, raubten und mordeten bei Einquartierungen in den Städten und Dörfern und in den Schlachten. Besonders litt die einfache Bevölkerung, die mit der ganzen Sache nichts zu tun hatte. Und der egal war, warum gekämpft wurde.

Bei vielen Kriegen kann hinterher niemand ganz genau sagen, warum sie angefangen haben. Vieles kommt zusammen: Drohungen, eine immer aggressiver werdende Stimmung und dann ein erster Angriff oder eine symbolische Aktion wie der Prager Fenstersturz.

Manches aus meinem Buch erinnert mich an unsere politische Situation heute: Drohungen, heute schnell und bequem über Twitter, eine aggressiver werdende Stimmung. Sicher ginge es beim Auslösen eines militärischen Einsatzes heute nicht so glimpflich ab wie damals in Prag. Ich muss nur nach Israel schauen, da kommen mir Sorgen, dass später in Geschichtsbüchern über 2018 etwas Ähnliches steht wie in meinem Buch über 1618.

Wenn ich genug von all den Geschichten über den Krieg habe, lege ich mein Buch weg. Und dann greife ich zu einem anderen Buch. Der Bibel. Da ist oft von Kriegen die Rede. Aber noch öfter von der Sehnsucht nach Frieden. Zum Beispiel im berühmten Bild von den Schwertern, die zu Pflugscharen werden. Damit aus Feldern nie mehr Schlachtfelder werden. Die Bibel entwirft immer wieder die Vision von Frieden und Sicherheit für alle Menschen. Jesus von Nazareth lehrt in der Bibel Gewaltverzicht und sogar die Feindesliebe. Ich höre oft: Damit kann man doch keine Politik machen. Aber was passiert, wenn man nach anderen Maßstäben Politik macht? Bücher über Kriege gibt es weiß Gott genug. Ich hoffe auf eine Welt, in der der Friede siegt.

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