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Wir feiern das Lesen und die Bücher
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Wir feiern das Lesen und die Bücher

Eva Reuter
Ein Beitrag von Eva Reuter, Katholische Pastoralreferentin, Betriebsseelsorge im Bistum Mainz / Regionalstelle Rheinhessen
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Meine spannendsten Reisen fanden im letzten Jahr nicht per Flugzeug oder Auto statt, sondern mit einem Buch. Ich war sozusagen auf „Lesereise“. In Zeiten der Pandemie bleibt einem ja kaum etwas anderes übrig, als auf den Flügeln der Fantasie an einen besseren Ort zu entfliehen.

Seit ich lesen kann, nutze ich diese Fluchtmöglichkeit regelmäßig und ausgiebig. Ich war schon auf vielen „Lesereisen“: Ich habe mir schon als Kind vorlesen lassen von Räubern und mutigen Mädchen, ich habe selbst gelesen über fremde Kulturen und Länder, und ich habe selbst vorgelesen – zuletzt alle sieben Bände von Harry Potter. Ja, ich liebe Bücher und das Lesen, und deshalb feiere ich heute auch den Welttag des Buches.

1995 erklärte die UNESCO den 23. April zum „Welttag des Buches“, dem weltweiten Feiertag für das Lesen, für Bücher und die Rechte der Autoren. Die UN-Organisation für Kultur und Bildung hat sich dabei von dem katalanischen Brauch inspirieren lassen, zum Namenstag des Volksheiligen Sankt Georg Rosen und Bücher zu verschenken. Über diesen Brauch hinaus hat der 23. April auch aus einem weiteren Grund besondere Bedeutung für Literaturliebhaber*innen: Er ist der Todestag von William Shakespeare und Miguel de Cervantes.

Gerade beschäftigt mich aber auch die Frage: Kann man zu viele Bücher haben? Meine Mutter liebt ebenfalls Bücher – vielleicht noch mehr als ich. Sie ist Germanistin, nahm bis vor Corona regelmäßig an einem Literaturkreis teil und liest eigentlich immer. Jetzt zieht sie in eine kleinere Wohnung und muss aussortieren, welche der gefühlt tausend Bücher sie mitnimmt.

Keine leichte Aufgabe: Welche Bücher sind mir so wichtig, dass ich sie bei mir haben will? Mit welchen verbinde ich Erinnerungen? Welche möchte ich noch einmal oder überhaupt einmal lesen? Und auch ich habe die Aufgabe, aus den Büchern meiner Kindheit und Jugend in der elterlichen Wohnung auszusortieren.

Letztlich bleiben die Bücher übrig, die eine persönliche Bedeutung bekommen haben. Und beim Durchsehen wird mir klar: Es sind meist authentische Geschichten von Menschen. In den zum Teil biografischen Geschichten geht es um das Leben als Ganzes.

Mich fasziniert die Vielfalt des Lebens – auch in Büchern. Und so ist es vermutlich wenig überraschend, dass das eine Buch, das ich auf eine einsame Insel mitnehmen würde, die Bibel ist. Vielleicht eine erwartbare Antwort für eine Theologin. Aber ich würde die Bibel nicht in erster Linie mitnehmen, weil ich besonders fromm bin, sondern weil sie selbst eine Bibliothek ist. Es gibt darin Mythen und Legenden, Geschichts- und Rechtsabhandlungen, Poesie und Liebesgeschichten, auch Gruseliges oder Grausames wird geboten und Wunderbares, Lebenshilfe und natürlich Gebete. Durch alle diese vielfältigen Texte zieht sich auch die eine gute Botschaft, die mein Leben trägt und hält: „Gott sah, dass es gut war“ (Genesis 1,12) ganz am Anfang und „Ich bin bei euch bis ans Ende der Welt“ (Matthäus-Evangelium 28,20b) als letzter Satz des Matthäusevangeliums. Deshalb trägt die Bibel aus meiner Sicht zu Recht den Titel „Buch der Bücher“ – auch das feiere ich am Welttag des Buches.

 

 

 

 

 

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