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Stark sein
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Stark sein

Pia Arnold-Rammé
Ein Beitrag von Pia Arnold-Rammé, Katholische Pastoralreferentin, Referentin für Sozialpastoral, Frankfurt
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„Fühl mal, wie stark ich bin!“ Die kleine Lilli hält mir ihren Oberarm entgegen. Sie beißt die Zähne fest aufeinander und spannt die Muskeln an. Ich fühle und sage: „Ja, wirklich, du bist ein starkes Mädchen. Das ist toll.“
Stärke zeigen ist für Kinder wichtig, aber nicht nur für sie. Jugendliche messen auch gerne ihre Kraft. Und so kommt es immer wieder zu Raufereien auf dem Schulhof und auf der Straße. Nicht umsonst werden Jugendliche auch als Halbstarke bezeichnet. Aber halb stark sein, das ist nicht cool und angesagt. Stark wollen sie sein wie Erwachsene.
Sind starke Erwachsene also das Vorbild für Kinder und Jugendliche? Manchmal kommt es mir so vor. Wir leben immerhin in einer Leistungsgesellschaft. Da zählt Stärke und Schwäche gilt als Makel. Die Schwachen, das sind die Verlierer, die Loser wie man heute sagt. Ich finde das ausgesprochen gnadenlos und unbarmherzig. Wenn nur Stärke zählt, wenn nur der Starke gewinnt, dann verlieren wir alle viel. Dann wird das Miteinander zu einem gnadenlosen Konkurrenzkampf wie ihn manche im Beruf auch empfinden. Nicht selten macht das krank und dann geht gar nichts mehr.
Dabei tut es gut, auch schwach sein zu können. Ich kann mir und anderen eingestehen, dass ich nicht alles kann und dass meine Kräfte begrenzt sind. Ich bin angewiesen auf die Hilfe und Unterstützung anderer. Als Heldin und Supermann sind wir von Gott nicht erdacht. Stärke und Schwäche hat er uns mit auf den Weg gegeben, immer beides. In der Bibel lese ich, dass Gott den Schwachen besonders nah ist. Gott hat ein Herz für sie und sagt: „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ Das hilft mir  zu meinen Schwächen zu stehen und sie ebenso zeigen darf wie meine Stärken. Beides gehört zu mir.
Gott sei Dank!

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