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Sie haben Ihr Ziel erreicht
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Sie haben Ihr Ziel erreicht

Dr. Klaus Dorn
Ein Beitrag von Dr. Klaus Dorn, em. Dozent am Kath.-Theol. Seminar, Marburg
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Sie haben Ihr Ziel erreicht, sagt die Stimme aus dem Navi. Diesen Satz kennt inzwischen fast jeder Autofahrer. Vielleicht kommt es mir nur so vor, aber ich habe den Eindruck, dass diese 5 Worte ein bisschen zu optimistisch klingen, so als stünde am Ende der Reise immer etwas Gutes.

Und das stimmt ja im Grunde auch. Man ist heil angekommen, vielleicht mit dem einen oder anderen lästigen Stau, aber letztendlich an jenem Ziel, das man sich gesetzt hat.

Die Stimme ist die gleiche, ob ich nun in ein Krankenhaus fahre, um eine junge Mutter mit ihrem Neugeborenen zu sehen, oder zu einem Friedhof in einer fremden Stadt, auf dem ein guter Freund begraben wird. Stets hört man die gleiche freundliche Stimme, denn das Gerät weiß ja nicht, wohin ich unterwegs bin. Ob mich Gutes oder Schlechtes erwartet. Es ist eben ein Computer.

Ich stelle mir gerade vor, wie das wäre, wenn die Stimme nicht nur einfach sagte: Sie haben ihr Ziel erreicht, sondern: Es  freut mich, dass Sie ihr Ziel erreicht haben. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag bei Ihren Angehörigen – oder: Es tut mir sehr Leid, dass ich sie hierher, an diesen Ort begleiten musste. Man könnte sich vielleicht besser auf die bevorstehende Situation einstellen.

Technisch machbar wäre ein solches Gerät: Man müsste die Feuchtigkeit der Handflächen am Lenkrad messen, per Scanner feststellen, ob der Fahrer ein fröhliches oder trauriges Gesicht macht, welche Kleidung er trägt und das Ganze noch mit dem Ziel abgleichen.  Natürlich würde es anfangs ein paar Pannen geben, aber insgesamt ließe sich das alles richten.

Wäre es nicht viel einfacher, wenn man sich unter den Gedanken stellt: Ich weiß, welchen Weg ich gehe und fühle mich dabei geborgen? Ich weiß, dass da einer ist, der mich nicht verlässt, auf den ich vertrauen kann? Auf den schon so viele vertraut haben? Irgendwann hat einmal ein Mensch vor ungefähr 2500 Jahren einen Text geschrieben, der dieses Vertrauen zum Ausdruck bringt:

Der HERR ist mein Hirte, mir fehlt es an nichts.
Er weidet mich auf einer grünen Aue und führt mich zum Trinken ans Wasser.
Er zeigt mir die richtige Straße, und enttäuscht mich nicht. Selbst wenn ich auf dunklen Wegen gehe, fürchte ich mich nicht, denn er ist bei mir. Seine Güte begleitet mich ein Leben lang.
Und in diesem Vertrauen erreiche ich mein Ziel in Sicherheit.

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