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Schönheit und Gottvertrauen
Bild: Mabel Amber/Pixabay

Schönheit und Gottvertrauen

Karl Waldeck
Ein Beitrag von Karl Waldeck, Pfarrer, ehem. Direktor Evangelische Akademie Hofgeismar, Kassel
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Auch heute begleitet mich das Sommerlied Paul Gerhardts "Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben."
Das Lied preist Gottes Gaben, die Schöpfung. Dieses Gottes- und Schöpfungslob bleibt nicht im Allgemeinen stehen, sondern wird konkret: Pflanzen und Tiere werden genannt, Himmel, Wiesen, Bäche uns vor Augen gestellt.

"Narzissus und die Tulipan, die ziehen sich viel schöner an als Salomonis Seide"

Paul Gerhardt nennt zwei Blumen ausdrücklich: Narzissen und Tulpen. Er tut das in der Sprache seiner Zeit mit – heute etwas altertümlich klingenden Namen: "Narzissus und Tulipan". Doch man versteht gleich, wovon die Rede ist. Paul Gerhardt spricht von Tulpe und Narzisse und verbindet das mit einer Botschaft: "Narzissus und die Tulipan, die ziehen sich viel schöner an als Salomonis Seide." Um Schönheit geht es – genau gesagt um einen Schönheitswettbewerb. Es konkurrieren die Schönheit der Schöpfung mit der Schönheit, die der Mensch macht: in diesem Fall edle Mode. Für Paul Gerhardt ist klar: Die Blumen haben bei diesem Wettbewerb die Nase vorn. Sie sind schöner als Salomos Seide, sie sind schöner als das exquisite kostbare Outfit eines biblischen Königs, der für seine Weisheit bekannt war – und für seinen Reichtum.

Die Natur ist schöner als das, was der Mensch schaffen kann.

Die Natur ist schöner als das, was der Mensch sich an Äußerem schaffen und an Kostbarkeiten leisten kann.
Im Alltag wird dies oft vergessen. Es ist eher die Urlaubszeit, in der viele diese Erfahrung immer wieder machen, wie unübertreffbar schön die Schöpfung ist: beim Sonnenuntergang am Meer, wenn der Blick vom Gipfel eines Berges weit über eine Landschaft geht mit Wiesen, Seen und anmutigen Dörfern. Was könnte da schöner sein!?
Die Schönheit der Natur ist kaum zu übertreffen, wir müssen noch nicht einmal für sie bezahlen. Und diese Schönheit der Natur findet sich nicht nur am Urlaubsort. Sie ist auch vor Ort oder in der Nähe zu finden.

Paul Gerhardt hat Gedanken aus der Bergpredigt übernommen

Diese Erfahrung, von der Paul Gerhardt spricht, ist aktuell; und sie ist alt. Paul Gerhardt hat sein Beispiel vom Wettbewerb der Blumen und der Seide des König Salomos aus der Bergpredigt Jesus übernommen. –  Ihm geht es um Schönheit und um eine grundlegende Einstellung zum Leben. "Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen." Es geht um Schönheit, um die Sorge und das Tun des Menschen. All das mag sein Recht haben, sagt Jesus. Doch wir können unsere Sorgen auch einmal sein lassen, wir können sie relativieren und uns ganz und gar Gott anvertrauen. Mit diesem Gottvertrauen sind wir als Teil der schönen Schöpfung bei ihm aufgehoben. Denn Gott sorgt für den Menschen wie für alle seine Geschöpfe. Eine einfache und doch tiefe Weisheit. Schön ist sie wie die Schöpfung im Sommer. Es gilt nur, das zu entdecken. Ich wünsche Ihnen einen schönen Sommertag.

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