Ihr Suchbegriff
Beitrag anhören:
Helfen – was braucht es dazu?
Bildquelle Pixabay

Helfen – was braucht es dazu?

Ute Zöllner
Ein Beitrag von Ute Zöllner, Evangelische Pfarrerin i.R., Pastoralpsychologin, Kassel
Beitrag anhören:

Anke hat das Herz auf dem rechten Fleck. Anke ist von Beruf Altenpflegerin. Alte Menschen hat sie einfach gern. Und so hat sie sich vor drei Jahren umschulen lassen. „Überleg dir das ganz genau“, meinte ihr Vater etwas unwirsch. „Weißt du, was du da verdienst?“ Anke war sich sicher. Die Patentante, die früher Gemeindeschwester war, ist Ankes großes Vorbild. So wie die Tante möchte sie auch sein, beliebt und geachtet.

Nach der Umschulung bekommt sie gleich eine gute Stelle in einem Pflegeheim. Mit Feuereifer steigt sie in ihre Aufgaben ein. Der Vater neckt sie, wenn sie ihn besucht. „Na, da kommt ja meine barmherzige Samariterin.“ So zieht er die Tochter auf. Anke grummelt. „Der Vater versteht mich sowieso nicht“, denkt sie sich im Stillen. „Dabei wird er doch selber mal Hilfe brauchen!“ Anke bleibt freiwillig länger auf Station. Sie tauscht ohne Murren mit anderen Kolleginnen den Dienst, schließlich hat sie keine Kinder zu versorgen. Sie backt schon mal extra einen Kuchen für die Station und hat immer Zigaretten dabei, die sie bereitwillig teilt. Bei anderen weiß sie immer, was gut ist, kann ihnen beistehen. Gutes tun und Gutes weitergeben, das ist Ankes Stärke. Nur ihre eigenen Bedürfnisse scheint sie nicht mehr zu kennen. Schließlich sagt sie immer öfter „Ja“, auch dann, wenn ihr nach einem „Nein“ zumute ist. „Hör mal“, die Stationsleitung nimmt Anke eines Tages zur Seite. „Ich glaube, du hast da was falsch verstanden. Du brauchst dich hier nicht aufzuopfern. Das verlangt keiner von dir. Du mußt ein wenig sachlicher werden. Ich denke, du glaubst mir das eher, wenn ich dir sage, dass der barmherzige Samariter das auch so gemacht hat.“

Anke schaut sie mit großen Augen an. „Wie meinst du das denn?“ „Naja, in dieser Geschichte kommt der Samariter an einem Menschen vorbei, der unter die Räuber gefallen ist. Halbtot liegt der Arme am Boden. Zwei Leute sind vorbeigegangen.  Aber der Samariter verbindet die Wunden und bringt den Verletzten in Sicherheit. „Nun kommt es“, meint die Chefin. „Der Samariter hilft, aber er verliert sich nicht selber dabei. Er vergisst nicht, dass er eigene Bedürfnisse hat. Und so reist er weiter, nachdem er den armen Menschen gut untergebracht hat.“ „Mhh“, Anke kramt in ihrer Kitteltasche. „Ich werde darüber nachdenken. Gut, dass ich gleich Frühstückspause habe.“

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren