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Christoph Hartmann
Ein Beitrag von Christoph Hartmann, Lehrer und Referent für katholische Schulpastoral
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Die Sonne scheint, blauer Himmel und es ist heiß. Was jetzt hilft, ist eine Abkühlung. Meine Familie und ich sind im Schwimmbad. Auf dem Weg vom Liegeplatz zum Schwimmbecken lasse ich meinen Blick über die Liegewiese schweifen. Dabei merke ich, dass einige Blicke meinen Blick kreuzen. Und mir kommt die Frage in den Sinn: "Was gerade wohl die Leute von mir denken?" Zum Glück hält diese Frage nicht lange an. Denn mein Kleiner zieht an meiner Badehose und will schnell in das kühle Nass.
Auch wenn es mir grundsätzlich egal ist, was andere über mich denken, finde ich diese Frage erstmal nicht schlimm. Eine ehrliche Antwort kann erbauend, hilfreich und sogar gut sein. Sie kann mich in meinem Tun bestärken oder dazu bewegen mein Verhalten zu hinterfragen. Vorausgesetzt natürlich, die Meinung anderer ist ehrlich gemeint.  
Schwierig wird es erst, wenn ich meine Entscheidungen davon abhängig mache, was andere denken. Die folgende Geschichte treibt dieses Gedankenspiel auf die Spitze: Ein Großvater ist mit seinem Enkel unterwegs und lässt den kleinen Bub auf einem Esel sitzen. Ein Wanderer kommt des Weges und ist ganz erstaunt. "Wie ist es nur möglich, dass der junge Bub seinen alten Großvater laufen lässt, während er sich auf dem Esel ausruht", brummelt er so vor sich hin.  Gesagt, getan. Die beiden schauen sich an und tauschen die Plätze. Der Großvater sitzt nun auf dem Esel, der Junge läuft nebenher. Als der nächste Wanderer das sieht, sagt dieser ganz erstaunt: "Wie kann das sein, dass der Esel eine solch schwere Last tragen muss?" Gesagt, getan, nun laufen beide, Großvater und Enkel neben dem Esel her. Kurze Zeit später kommt ein weiterer Wandersmann des Weges und schüttelt verwundert nur den Kopf. "Das sind ja zwei lustige Gestalten, laufen neben dem Esel her." Gesagt, getan. Die beiden binden den Esel mit seinen Beinen an einem Stock und tragen ihn. Die Moral von der Geschichte zeigt die Schwierigkeit. Ich kann es nicht jedem recht machen! Irgendwer findet immer etwas zum Meckern an dem, was und wie ich es mache. Ich muss schließlich selbst denken, um eine Entscheidung zu treffen. Wenn nicht, machen es die Anderen für mich. Die Geschichte hat es gezeigt.  
Ganz darauf zu verzichten, was andere denken, möchte ich dann aber doch nicht. Gerne bediene ich mich der Meinung meiner Kollegen oder Bekannten, wenn es darum geht  etwas zu kaufen. Oder nehmen wir das Beispiel, wenn ich etwas im Internet bestelle. Dann lese ich mir gerne die Bewertungen anderer zu dem Produkt durch. Und es ist für mich ein Unterschied, ob das Produkt nur zwei oder eben fünf Sternchen hat. Nichtsdestotrotz bleibt es notwendig mir selbst meine eigene Meinung zu einem Produkt, zu einer Sachlage oder aber auch zu einer Person zu bilden. Verlässliche Quellen sind da nicht schlecht! Persönliche Begegnungen und Erfahrungen, die mich betroffen machen, unersetzlich.

Musik

Persönliche Erfahrungen haben auch die Jünger Jesu gemacht. Sie durften Jesus bei seinem Wirken begleiten. Die Jünger konnten sich ganz persönlich ein Bild von Jesus machen und ihn hautnah erleben. Ihre Zeit mit Jesus bleibt für sie unersetzlich! Diese Erfahrung der Jünger bildet sozusagen die Grundlage des heutigen Evangeliums (Mt 16,13–20), das in den katholischen Gottesdiensten vorgelesen wird.  Da fragt Jesus seine Jünger: Für wen halten die Leute den Menschensohn? Also, für wen halten die Leute Jesus? Die Antwort auf diese Frage scheint einfach zu sein. Denn schnell antworten die Jünger, dass die Menschen ihn für jemanden halten, der die wesentlichen Dinge sieht, hört und gut reden kann. Eigenschaften, die einem Propheten entsprechen. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass die einen ihn für Johannes den Täufer, andere für die Propheten Elija oder Jeremia halten. Sie alle genießen im Judentum großes Ansehen, denn sie haben die Geschichte Israels mitgeprägt. Diese Antwort ist also schon mal nicht schlecht! Macht sie doch deutlich, dass Jesus eine gewisse Popularität hat und die Menschen Großes in ihm sehen. Aber Jesus genügt diese Antwort nicht! Es ist zu einfach nur zu sagen, was die Anderen meinen oder denken. Jesus geht einen Schritt weiter. Er bohrt nach. Es geht ihm nicht um die Anderen. Es geht ihm um seine Jünger. Um jeden Einzelnen. Daher fragt er sie ganz konkret: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Schweigen! Wer macht den Anfang? Petrus traut sich schließlich aus der Deckung heraus und sagt: Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!  Was für eine Antwort! Messias und lebendiger Gott. Worte, die so gar nicht in unseren Sprachgebrauch passen!
Wie kommt aber Petrus auf diese Antwort? Ich kann mir gut vorstellen, dass Petrus im Innersten seines Herzens gespürt hat, dass vor ihm jemand steht, der größer ist als alle Propheten. Dieser ist der Gesalbte, der Messias, bei dem es um das Leben geht, der jedes Leben lebendig machen möchte. Diese Erkenntnis hat Petrus aus einer Vielzahl an Begegnungen mit Jesus geschenkt bekommen. Er hat seine Antwort auf diese Frage gefunden. Wie sieht es aber mit mir aus? Was würde ich sagen, wenn Jesus mir die Frage stellt: Für wen aber hältst du mich? Jetzt helfen die Bewertungssternchen nur noch bedingt weiter! Es geht um meine Meinung! Um meine Erfahrung mit Jesus! Wer ist er für mich? Möglicherweise helfen mir dabei meine ganz eigenen Begegnungspunkte mit ihm. Kenne ich ihn überhaupt? Oder will ich ihn kennen lernen? Wie war das mit meiner eigenen Kommunion oder Firmung. Wer ist dieser Jesus für mich? Ich bin davon überzeugt, dass die Antwort auf diese Frage für mein Leben existentielle Auswirkungen hat!  Warum existentiell? Weil es um Leben und Tod geht. Christen feiern den Tag des Herrn. Woche für Woche begehen sie ein kleines Osterfest. Das Fest, an dem die Christen Jesu Sieg über Kreuz und Tod feiern. Vor diesem Hintergrund ist es sehr treffend zu sagen, dass es bei dieser Frage um Leben und Tod geht. So viel sei gesagt: Christen wählen das Leben!

Musik

Christen glauben an den lebendigen Gott! Daher hat für sie das Leben eine besondere Bedeutung. Das lässt sich unter anderem daran erkennen, dass sie sich für die Schwächsten in unserer Gesellschaft stark machen. Unzählige Menschen in den vielfältigsten Einrichtungen wie zum Beispiel dem Malteser Hilfsdienst, der Caritas oder der Diakonie engagieren sich für andere. All die vielen Helfer lassen bedürftige Menschen spüren, dass sie und ihr Leben wertvoll sind und, dass es Menschen gibt, die für sie da sind. Das ist lebendiger Glauben. Menschen, die tagtäglich in die Fußstapfen Jesu steigen und Gutes tun. Ja, sie ermöglichen eine Begegnung mit dem lebendigen Gott!
Eine andere Art der Begegnung mit Jesus nenne ich gerne Quality time. Es ist eine Qualitätszeit, die ich mit dem lebendigen Gott verbringen darf. Christen nennen sie auch einfach Gebet. Für mich gehört diese Begegnung mit Jesus schlichtweg dazu. Ich gönne mir täglich diese Zeit. Bei einer flackernden Kerze, in der Stille in seiner Gegenwart zu verweilen. Auch wenn es manchmal nur einige Minuten sind. Das tut mir einfach gut. Gott ist da und er geht mit mir!  In dieser Quality time findet Begegnung statt. Sie öffnet mein Herz für den Nächsten und befreit von Dingen, die mich belasten. Sie gibt Kraft für die Herausforderungen des Alltags und sie verwandelt mich – hoffentlich zum Guten! Von daher lautet meine Antwort auf die Frage Jesu: Jesus, DU bist meine Lebensquelle, aus der ich voller Hoffnung leben darf.
Wie lautet Ihre Antwort? Vielleicht haben Sie ihre schon gefunden. Vielleicht suchen Sie noch oder brauchen noch etwas Zeit. Der heutige Sonntag lädt dazu ein, sich dieser existenziellen Frage zu nähern. Ich wünsche Ihnen heute erfüllte Begegnungen, die Ihnen helfen mögen, diese wichtige Frage für sich zu klären. Bleiben Sie gesund und behüte Sie Gott.

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