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Eine besondere Woche
Bild: anncapictures/Pixabay

Eine besondere Woche

Karl Waldeck
Ein Beitrag von Karl Waldeck, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Zwischen Abschied und Anfang

Heute ist Montag. Der Beginn einer neuen Woche. Sieben Tage verbinden zwei Sonntage, die von Charakter und Stimmung kaum unterschiedlicher sein können. Gestern war Ewigkeits- oder Totensonntag. Viele haben den Tag genutzt, um den Ort aufzusuchen, wo ihre Angehörige begraben sind. An diesem Sonntag geht es ums Sterben, um letzte Dinge, um Abschied und Verlust und vielleicht auch um Hoffnung. Erinnerungen an vergangene Zeiten, an Menschen, die einst Teil unseres Lebens waren, werden wach. Es geht um Vergänglichkeit. Der Toten- oder Ewigkeitssonntag steht so für einen Schlusspunkt. Auch das Kirchenjahr geht mit dieser Woche zu Ende und bald das Kalenderjahr. Es ist eine späte Zeit – auf dem Kalender und in der Natur: Es ist November, der Himmel oft verhangen, die Tage werden – noch für einen Monat – stetig kürzer. Auch das Seelenbarometer befindet sich deshalb oft in einem tieferen Bereich.

Gedächtnis an die Toten gestern. Sieben Tage später ein ganz anderes Bild: 1. Advent, die erste Kerze am Adventskranz – die Zeit des Wartens auf Weihnachten beginnt. In den kommenden Tagen und Wochen setzt die Adventszeit ein anderes Thema: Es geht um einen Anfang, den Anfang des Lebens: Der Advent will darauf vorbereiten: Jesus von Nazareth wird geboren –. Die Vorfreude auf das Weihnachtsfest zeigt sich im Advent bereits in den Wochen zuvor: Schon das Wort Advent weckt Assoziationen für alle Sinne – das Sehen, den Geruchssinn, das Schmecken und Hören: das Kerzenlicht am Adventkranz – erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier, der Geruch von Tannenzweigen, der Geschmack von Gebäck, festlich-fröhliche Musik im Ohr. Dabei ist klar: Auch der Advent 2020 wird unter Epidemie-Vorzeichen anders sein als in den letzten Jahren: keine Weihnachtsmärkte, keine Weihnachtsfeiern oder ganz anders als wir sie bislang kannten; auch die Konzerte in der Adventszeit finden in einem anderen Rahmen statt. Wir sind gefordert, kreativ zu werden – um Adventsstimmung im kleinen Kreis, etwa nur oder vor allem zu Hause aufkommen zu lassen.

Der Montag am Beginn einer Woche zwischen zwei besonderen Sonntagen: An Vergänglichkeit, an das Lebensende erinnert der eine, von Geburt und Lebensanfang spricht der andere. Ende und Anfang. Es schließt sich ein Kreis – und zugleich zeigt sich eine neue Perspektive: Der Advent ist nah, eine Zeit des Aufbruchs – unter dem Vorzeichen neuen Lebens. Die Botschaft des Glaubens lautet: Jesus kommt in die Welt, er wird Mensch, er ist von Gott zu uns gesandt. Gott ist Quelle, Begleiter und Ziel allen Lebens. Das gibt mir Gelassenheit – auch in dieser krisenhaften Zeit, in der vieles irritierend unsicher ist und ich mein Leben nur eingeschränkt gestalten und nur auf Sichtflug leben kann. Das ermutigt mich – auch in diesen dunklen Tagen.

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