Ihr Suchbegriff
Beitrag anhören:
Einbahnstraße und Ariadne-Faden
Bildquelle: pixabay

Einbahnstraße und Ariadne-Faden

Gunnar Bach
Ein Beitrag von Gunnar Bach, Katholischer Pastoralreferent, Pfarrei Sankt Peter Montabaur
Beitrag anhören:

Genau heute vor 404 Jahren wurde die erste Einbahnstraße in London eingerichtet.  Wenn ich an Einbahnstraßen denke, kommt bei mir schnell das Gefühl auf: Bin ich hier eigentlich wirklich auf der richtigen Spur? Kommt mir womöglich unerwartet jemand entgegen? Ich bin, ehrlich gesagt, manchmal etwas nervös, wenn ich in eine Einbahnstraße einbiege: Denn in so einer Straße gibt’s ja oft kein Zurück mehr. Mir sind tatsächlich manchmal nicht nur andere Autos, sondern auch Radfahrer entgegengekommen. Die dürfen das sogar bei entsprechender Beschilderung.

Durststrecke und kein Zurück

Im Leben ging‘s mir manchmal auch so: Da konnte ich auch manchmal nicht wenden, sondern musste manches einfach bis zum Ende durchziehen. Das war manchmal unangenehm, aber auch im Nachhinein gut gewesen. Auch wenn es streckenweise sehr zäh war. Ich denke zum Beispiel an manche Durststrecken, bis mein Studium und meine Ausbildung zu Ende war. Immer wieder hatte ich das Gefühl: Das will und will hier nicht zu Ende gehen. Soll ich abbrechen? Soll ich umdrehen? Aber ich hatte noch mehr das Gefühl: zurück geht’s auch nicht, ich muss da durch, wie in einer Einbahnstraße!

Darauf vertrauen, dass ich am Ende des Labyrinths ankomme

Viel länger als Einbahnstraßen gibt es schon Labyrinthe, nämlich schon seit über 3000 Jahren. Ein Labyrinth ist sozusagen eine Einbahnstraße, die sicher zur Mitte, zum Ziel führt, allerdings auf ziemlich verschlungenen Wegen. In einem Labyrinth komme ich ganz sicher zur Mitte. Ich darf nur nicht auf der Stelle treten, sondern muss den Weg weitergehen und darauf vertrauen: Am Ende werde ich am Ziel, in der Mitte ankommen. Manchmal kommt dafür auch Hilfe. König Theseus zum Beispiel konnte sich im stockfinsteren Labyrinth von Knossos an einem Faden entlanghangeln. Die Königstochter Ariadne hatte ihn vorher für ihn gespannt. Weil er sich an diesem Ariadne-Faden festhielt, kam Theseus schließlich zur Mitte an sein Ziel.

Gott ist mein roter Faden

Manchmal verstehe ich einen mühsamen Weg, der vor mir liegt, erst, wenn ich angekommen bin. Aber ein Leitfaden hilft mir. Mir hilft es zum Beispiel, auf Gott zu vertrauen und darauf, dass er mich zum Ziel führt. Er ist für mich wie ein roter Faden in meinem Leben. Wenn ich mich wie Theseus an diesen Faden entlanghangele, gibt mir das Kraft und Mut. Ich erlebe das immer wieder: Es lohnt sich, die Einbahnstraße oder das Labyrinth bis ans Ende zu gehen, auch wenn‘ s zwischendurch schwer fällt. Denn ich halte mich fest an diesem Faden fest. Mit Gottes Hilfe werde ich am Ende ankommen.

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren