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Ein Gebet mit drei Buchstaben: Ach!

Ein Gebet mit drei Buchstaben: Ach!

Ein Beitrag von Michael Geisler, Pastor, Evangelische Freikirche, Hessisch Lichtenau

Beim Kreuzworträtsel in der Tageszeitung kam ich erst nicht drauf: Da war ein sogenanntes „Ausrufewort“ gesucht, so was wie „Na!“ oder Olala! Das Wort sollte aber drei Buchstaben haben. Dann fiel es mir ein: Das Wort mit drei Buchstaben lautet: „Ach“! „Ach ja“ – wie einfach, wenn es einem dann einfällt. Und weil ein Milchkaffee vor mir steht, denke ich: „Ach, wie lecker der morgens früh doch schmeckt!“ Der Blick auf den Kalender zeigt mir: „Ach, ja schon wieder Montagmorgen“. Der Start in die Woche macht mir Sorgen. So viele Aufgaben in den kommenden Tagen liegen vor mir. Wie soll ich die alle bewältigen?

„Ach nein!“ seufze ich danach, als ich die Zeitung weiter durchblättere und viele schlechte Nachrichten lese. Dann ist dieses „Ach“ ein Stoßseufzer! Ich weiß nicht, wie oft mir dieses „Ach“ über die Lippen kommt. Es gibt dazu eine Geschichte:

Ein Mönch wurde gefragt. Welchen Namen hat Gott? Der antwortete „Keinen: Jeder Name wäre zu klein für ihn.“ Darauf der Frager: „Aber wie rufen Sie ihn denn an?“ Der Mönch schwieg einen Moment und sagte dann: "Nicht Herr, nicht Allmächtiger, nicht Mutter. Ach! Werde ich rufen!" Diese kleine Geschichte setzt mich auf eine Spur. Wie oft geht es mir so, dass ich nach den großen und passenden Namen suche, wenn ich Gott anspreche. Ob vor der Gemeinde im Gottesdienst am Sonntagmorgen oder wenn ich in der Stille nachdenke und meditiere. Und ich merke, dass diese großen Namen Gottes irgendwie sperrig bleiben und fremd. Da ist mir Gott manchmal so unnahbar und fern.

Offenbar brauchen wir nicht nur die großen und gewaltigen Aussagen, wenn wir beten. Manchmal reichen die kleinen Worte, menschliche Seufzer, um mit Gott zu reden. Worte wie „Ach“. Das macht mir Mut, mit Gott zu reden, denn so fühle ich mich Gott näher.

Auch in der Bibel gibt es Gebete, die mit dem Ausruf: „Ach“ anfangen. Wie zum Beispiel Psalm achtzehn. Ach, fängt er an, und geht so weiter: „Herzlich lieb habe ich dich, HERR, meine Stärke!“ (Psalm 18) Das Ach, der kleine Ausruf. Und dann eine leise Liebeserklärung an Gott. Was im Innersten dieses Beters lebt, dringt nach außen. Was ihn bewegt, sagt er nicht mit vielen und großen Worten. Was ihm auf der Seele brennt, spricht er aus. Einfach und schlicht, herzergreifend spricht er ein „Drei-Buchstaben-Gebet“. „Ach“. Das ist genug.

Manchmal steckt auch in meinen „Achs“ all das, was in mir lebt und mich bewegt: In meinem Ach steckt die Frage, wie ich all den Herausforderungen in der kommenden Woche begegnen kann. Es steckt drin, dass ich hoffe, dass mir manches gelingt. Im Ach steckt drin, wie mich das Unglück berührt, das ich in der Tageszeitung gerade gelesen habe. Mein Mitgefühl mit Menschen, von denen ich so erfahre. Und für die ich auch beten kann. „Ach“ – vielleicht gelingt mir auch heute solch ein Drei-Buchstaben-Gebet, für mich und andere.

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