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Du musst nicht an dich glauben
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Du musst nicht an dich glauben

Irmela Büttner
Ein Beitrag von Irmela Büttner, Evangelische Pfarrerin, Offenbach-Bieber
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Mir Druck machen, das Beste aus mir herauszuholen, das Gefühl kenne ich. Deshalb fand ich einen Artikel so gut im Evangelischen Magazin Chrismon über eine sogenannte „Brautberaterin“. Da geht’s um den Druck, den sich Bräute vor der Hochzeit machen. Der Autor Johann Hinrich Claussen hat den Podcast dieser Beraterin gehört. Eigentlich will sie den Frauen Mut machen. Doch die Art und Weise, wie sie den Bräuten die Nervosität nehmen will, hat ihn irritiert.

„Du musst an dich glauben!" - Dieser Satz kann Druck erzeugen

Die Beraterin sagt dort: Glaube an Dich selbst. Du bist wunderschön, einzigartig und endlos geliebt. Je länger Claussen ihr zuhörte, desto befremdlicher klang das für ihn und irgendwie auch total hart. Sie sagte dauernd: „Du musst an dich glauben! – Dann wird alles gut! – Wie soll es gut wenden, wenn du nicht an dich selbst glaubst?? – Glaub an dich!!!“ Davon geht Druck nicht weg, im Gegenteil, es ist ein neuer Druck.

"Wie schön ist es, wenn es beim Glauben nicht auf mein Ego ankommt..."

Claussen denkt an seinen Glauben an Gott und fühlte sich auf einmal ganz erleichtert. Er schreibt: „Im Vergleich dazu hat der alte Glaube an einen ganz anderen doch etwas Entlastendes, Entspanntes. Wie schön ist es, wenn es beim Glauben nicht auf mein Ego ankommt, sondern darauf, dessen Grenzen zu überschreiten.“

Dieser Satz berührt mich. Es liegt nicht nur an mir, ob etwas gelingt oder nicht. Mein Leben steht in Gottes Hand. Gerade wenn etwas schief geht, kann ich darauf vertrauen: Gott ist bei mir. Es liegt nicht nur an mir: Wenn was nicht klappt, kann ich gelassen sein. Manchmal sollen Dinge auch einfach nicht sein.

"Wo ich nicht weiter weiß, weiß Gott einen Weg für mich"

Die Entlastung, die Gott mir schenkt, dass ich nicht alleine bin, die gilt immer: Wenn ich besonders gefordert bin oder wenn ich mich selbst besonders fordere, wenn ich besonders gut sein möchte, oder besonders gut aussehen will. Ich erinnere mich gut, wie es bei meiner Hochzeit damals war. Sie gilt für mich aber vor allem auch für Corona-Zeiten, in denen so viele unsicher sind, wo der Weg für einen selbst und die Welt hinführt. Klar, ich gebe mein Bestes. Doch wo ich nicht weiter weiß, weiß Gott einen Weg für mich. Darauf vertraue ich. Das entlastet. Das entspannt.

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