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Der Mensch denkt und Gott lenkt
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Der Mensch denkt und Gott lenkt

Stephan Krebs
Ein Beitrag von Stephan Krebs, Evangelischer Pfarrer, Langen
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Der Mensch denkt und Gott lenkt. Das wird gerne gesagt, wenn sich etwas Unvorhergesehenes ereignet hat. Dieser Satz hat es in sich: Der Mensch denkt und Gott lenkt.

Darin steckt Lebenserfahrung: Menschen planen gerne, aber sie können diese Pläne oft nicht umsetzen. Irgendwas läuft anders. Warum? Der Satz behauptet: Weil es da eine andere Macht gibt, stärker als sie, die hat andere Pläne. Gott lenkt das Leben. Der Mensch muss sich fügen.

"So Gott will und wir leben"

Das fiel den Menschen früher leichter. Sie erlebten noch täglich, wie abhängig sie waren. Weitgehend machtlos standen sie dem Wetter und schlechten Ernten gegenüber, Krankheiten und dem Tod. Deshalb haben die Menschen früher unter ihre Pläne geschrieben: Sub Conditione Jacobea. Zu Deutsch: Unter der Bedingung des Jakobus. Das geht zurück auf den biblischen Brief des Jakobus. Der warnt vor allzu großer Selbstsicherheit. Er empfiehlt, hinter alle Pläne zu setzen: „So Gott will und wir leben.“ Das ist eine demütige Einschränkung aller Pläne. Das haben früher viele beherzigt. Sie wussten, wie schnell Pläne in Schall und Rauch aufgehen können.

Inzwischen ist das aus der Mode gekommen, denn zumindest bei uns können die meisten Menschen ein relativ verlässliches Leben führen Viele Gefahren lassen sich bannen, vieles lässt sich planen. So war das zumindest, bevor das Corona-Virus kam und viele das Fürchten lehrte – und auch die Demut.

Gott ist nicht bösartig

„Der Mensch denkt und Gott lenkt.“ In diesem Satz schwingt noch ein anderer Gedanke mit, ein boshafter Gedanke: Dass Gott Spaß daran haben könnte, menschliche Pläne zu durchkreuzen. Ein ironischer Spruch bringt das auf den Punkt: „Willst du Gott zum Lachen bringen, erzähle ihm von deinen Plänen.“ Als würden Pläne Gott geradezu anstacheln, sie zu hintertreiben. Ich glaube das nicht. Gott ist nicht bösartig oder gar sadistisch. Gott ist Liebe, Gott ist für ein gelingendes Leben. Dazu gehört manchmal auch, dass Pläne scheitern.

Vielleicht erweist sich das später sogar als gut. Menschen machen viele Pläne. Nicht selten durchkreuzen sie die Pläne anderer. Oder sind allein auf den eigenen Vorteil bedacht. Daran wird Gott kaum Freude haben. Vielmehr wird Gott denen nahe sein, die dabei zu Opfern werden.

Ist Gott schuld, wenn meine Pläne scheitern?

Der Mensch denkt und Gott lenkt. In diesem Satz kann man aber auch etwas Entlastendes finden. Man kann denken: Wenn Pläne scheitern, dann ist daran Gott schuld. Aber auch das halte ich für falsch. Ich will Verantwortung übernehmen für mein Leben und für meine Pläne. So viel, wie ich kann. So Gott will und wir leben.

Alles, was schief geht, Gott in die Schuhe zu schieben, ist zu einfach. Das würde auch gar nicht zu den großartigen Möglichkeiten passen, die Gott den Menschen mitgegeben hat: Verstand zum Planen, zum Analysieren, zum Korrigieren und zum Besser Machen.

Mit Segel und Steuer das Leben selbst gestalten

Wie menschliches Tun und Gottes Handeln zusammengehen, darüber gibt es einen starken Vers, der dem norddeutschen Dichter Gorch Fock zugeschrieben wird: „Gottes sind Wogen und Wind. Segel aber und Steuer, dass ihr den Hafen gewinnt, sind euer.“

Ein starkes Bild – gerade jetzt in stürmischen Zeiten. Die mehr als sonst deutlich machen: Gefahren, auch Krankheit und Tod, gehören zum Leben. Am Wind und an den Wellen kann man nichts ändern. Aber man kann sich darin klug bewegen: mit Segel und Steuer. Darauf kommt es jetzt an.

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