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Was für ein Morgen

Was für ein Morgen

Gudrun Olschewski
Ein Beitrag von Gudrun Olschewski, Evangelische Pfarrerin, Pfungstadt

Nicht, dass ich am Abend zuvor zu spät ins Bett gegangen wäre. Nein, überhaupt nicht. Dennoch reißt mich der Wecker unsanft aus meinen Träumen. Ich schrecke hoch, und schon meldet sich mein Rücken. Autsch. „Auch das noch“, denke ich, „jetzt bloß langsam, keine falsche Bewegung.“ Ganz vorsichtig steige ich aus dem Bett. In der Dusche fällt mir erst einmal die Shampoo-Flasche auf den Fuß, und auf dem Weg zum Frühstückstisch stolpere ich. Im letzten Moment halte ich mich noch am Geländer der Treppe fest und verhindere gerade so eben, runter zu stürzen. Immerhin: Wach bin ich jetzt. „Reiß‘ dich zusammen“, mahnt mich eine innere Stimme, „sonst geht das den ganzen Tag so weiter.“

Das will ich natürlich nicht. Aber irgendwie geht es so weiter. Die Brötchenhälfte, die ich mir mit Butter und Brombeermarmelade bestreiche, rutscht mir aus der Hand und landet geradewegs unterm Tisch auf dem Boden. Natürlich mit der Marmeladenseite nach unten. Das ist zu viel, „nicht mein Tag“. Meine Laune hat ihren Tiefpunkt erreicht, schlägt in Ungerechtigkeit um und macht auch vor meinem Mann nicht Halt. Ich raunze ihn an: „Die Butter war ja auch wieder steinhart. Musst du sie immer in den Kühlschrank stellen?“ Mit düsterem Blick putze ich Brötchen und Marmelade vom Boden.

„Selig sind, die über sich selbst lachen können, sie werden genug Unterhaltung finden“, sagt mein Mann und eilt mir zu Hilfe. Ich muss schmunzeln. Mit einem Lächeln setze ich mich an den Tisch, reiche meinem Mann die Butter und bekomme ein Lächeln zurück. Bei meinem zweiten Versuch, mit Brötchen und Brombeermarmelade in den Morgen zu starten, geht alles gut. Eben war alles noch schlecht und gegen mich, dann ein kleiner Anstoß von außen, schon sehe ich die Welt mit anderen Augen. Ein Lächeln hilft. So ist auch dieser Tag noch richtig gut geworden.

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