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Snowden

Snowden

Dr. Fabian Vogt
Ein Beitrag von Dr. Fabian Vogt, Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt

Moderator/in: Heute ist der Film „Snowden“ angelaufen, in dem Regisseur Oliver Stone die Geschichte des Whistleblowers Edward Snowden erzählt. Snowden hat ja 2013 durch die illegale Veröffentlichung geheimer Dokumente das Ausmaß der weltweiten Überwachung ans Licht gebracht. Seither wissen wir, dass quasi jede Mail und jedes Telefonat mitgeschnitten werden können. Fabian Vogt von der evangelischen Kirche: Was ist denn Edward Snowden nun – ein Held oder ein Verräter?

Darüber diskutiert die Welt ja schon lange. Laut einer Umfrage halten in Amerika 55 Prozent der Bürger Snowdens Handeln für legitim, während 34 Prozent ihn für einen Vaterlandsverräter halten. Ja, einige Kritiker fordern sogar die Todesstrafe für ihn. Deshalb ist es wohl auch kein Zufall, dass Oliver Stone als Regisseur in Amerika keine Produktionsfirma gefunden hat und den Film im Ausland drehen musste.

Und was denkst du als Pfarrer? Ist Snowden ein Held oder ein Verbrecher?

Snowden hat mal den starken Satz gesagt: „Ich erkannte, dass ich Teil von etwas geworden war, das viel mehr Schaden anrichtete als Nutzen brachte.“ Er musste also entscheiden: Gilt meine Loyalität meiner Firma, der NSA, und meinem Land – oder der Menschlichkeit. Und ich finde: Er hat das Richtige getan. Ich hoffe: Wenn es mal drauf ankommen sollte, wähle ich auch die Menschlichkeit.

Fallen dir denn ähnliche Beispiele ein?

Na klar. Wir feiern ja 2017 das fünfhundertjährige Jubiläum der Reformation. Martin Luther hat zu seiner Zeit etwas ganz Ähnliches gemacht wie Edward Snowden. Er sagte: „Die Welt muss erfahren, was in der Kirche schief läuft. Lasst uns versuchen, es besser zu machen.“ Das ist nicht Verrat, das ist Zivilcourage.

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